Frühzeitige Behandlung bewahrt vor der Dialyse

Studie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg zeigt, dass Nierenversagen bei der „Schmetterlingskrankheit“ verhindert werden kann

Patienten, deren „Schmetterlingskrankheit“ frühzeitig festgestellt und behandelt wird, haben gute Chancen, einem Versagen ihrer Nieren zu entgehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Ärzten der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, die jetzt in der Fachzeitschrift „Annals of the Rheumatic Diseases“ veröffentlicht worden ist.

Bei mehr als 50 Prozent der an Systemischem Lupus Erythematodes (SLE), auch „Schmetterlingskrankheit“ genannt, Erkrankten sind die Nieren üblicherweise in Mitleidenschaft gezogen. Fast ein Viertel muß sich schließlich dauerhaft einer regelmäßigen Blutwäsche (Dialyse) unterziehen. In der Heidelberger Klinik wurden in den vergangenen zehn Jahren wesentlich bessere Ergebnisse erzielt: „Erstmals konnten wir zeigen, dass bei frühzeitiger Diagnose dieser scheinbar schicksalhafte Verlauf verhindert werden kann“, erklären Oberarzt Dr. Christoph Fiehn, Leiter der Rheuma-Ambulanz an der Medizinischen Universitätsklinik, und Prof. Dr. Konrad Andrassy, Sektion Nephrologie der Medizinischen Universitätsklinik.

Medikamente unterdrücken Überreaktion des Immunsystems

Vor allem Frauen erkranken an SLE, erstmals meist zwischen 18 und 25 Jahren. In Deutschland sind mehrere tausend Menschen von der chronischen Krankheit betroffen. Den Namen „Schmetterlingskrankheit“ hat ihr die typische schmetterlingsförmige Rötung auf Wangen und Nase verliehen, die in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung auftreten kann. SLE gehört zu den rheumatischen Erkrankungen und ruft zunächst meist unspezifische Beschwerden wie Gelenkschmerzen und Abgeschlagenheit hervor. Ihre Grundlage sind schubweise auftretende Entzündungen in Blutgefässen, Gelenken, der Haut und verschiedenen Organen, insbesondere der Nieren. „Beim Systemischen Lupus Erythematodes liegt eine Überreaktion des Immunsystems vor, dessen Auslöser nicht bekannt ist,“ erklärt Dr. Fiehn. Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, die Überreaktion zu unterdrücken.

An der Heidelberger Klinik werden Patienten mit SLE seit Jahrzehnten betreut. Den Ärzten fiel auf, dass in den letzten Jahren Nierenversagen und Dialysebehandlung immer seltener wurden. „Darauf hin haben wir unsere Patientendaten analysiert“, berichtet Prof. Andrassy. Während es zwischen 1980 und 1989 bei 40 Prozent der Patienten zu einem Nierenversagen kam, war dies bei keinem Patienten in den Jahren von 1990 bis 2000 der Fall. Auch Veränderungen, die für eine fortgeschrittene oder bereits lange andauernde Nierenerkrankung gesprochen hätten, waren zum Zeitpunkt der Diagnose erheblich seltener.

Frühe Diagnose durch Kooperation zwischen niedergelassenen Ärzten und Klinik

Offensichtlich hatten die zuweisenden niedergelassenen Ärzte frühzeitig auf eine Nierenbeteiligung, erkennbar an der vermehrten Ausscheidung von Eiweiß und/oder Blut im Urin, geachtet. Durch umgehende Behandlung ließen sich Folgeschäden an der Niere verhindern. Da beide Patientengruppen mit dem gleichen entzündungshemmenden Therapieregime behandelt wurden, muss das bessere Ergebnis in der früheren Diagnose und Behandlung, eine Folge der guten Kooperation zwischen niedergelassenen Ärzten und der Universitätsklinikm, begründet sein, lautet das Fazit der Heidelberger Wissenschaftler. Sie empfehlen deshalb, dass bei SLE-Patienten besonders auf Zeichen der Nierenbeteiligung geachtet und sie möglichst rasch fachärztlich behandelt werden sollten.

Ansprechpartner:

Dr. Christoph Fiehn
Rheuma-Ambulanz der Medizinischen Poliklinik
des Universitätsklinikums Heidelberg
Mo- Fr von 8 bis 15 Uhr
Telefon: 06221 – 564795
E-Mail: Christoph_Fiehn@med.uni-heidelberg.de

Media Contact

Dr. Annette Tuffs idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-heidelberg.de

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