"Congo red" gegen vererbte Nervenkrankheit
Farbstoff blockiert Zerstörungsvorgang im Gehirn
Der Farbstoff „Congo red“ eignet sich zur Behandlung der Huntington-Krankheit, auch Chorea Huntington, genannt. Der Farbstoff soll laut Forschern der Harvard Medical School in Boston die Fähigkeit besitzen, einen abnormalen Vorgang, der zur Zerstörung des Gehirns führt, zu blockieren. Die Huntington-Krankheit ist eine genetisch bedingte und autosomal dominant vererbbare Nervenkrankheit, die meist zwischen dem vierten und fünften Lebensjahrzehnt ausbricht. Sie führt innerhalb von einigen Jahren zum Verlust der motorischen Kontrolle, zu Demenz und zu Wesensveränderungen.
Die Ursache der Huntington-Krankheit ist eine Mutation im Huntingtin-Gen auf dem kurzen Arm des Chromosoms 4. Im Lauf der Zeit verklumpen die Proteine und scheinen die Zellen in bestimmten Gehirnregionen zu vergiften, insbesondere jene, die für die Muskelkontrolle verantwortlich sind. Im Laborversuch verhinderte das Farbstoffmolekül die Aggregation. Für die Forscher ist dies bereits die Eintrittspforte im Kampf gegen die Krankheit.
Im Experiment mit kultivierten Gehirnzellen zeigte sich, dass sich „Congo red“ nicht nur an die Proteinklumpen heftet, sondern auch deren Bildung zu verzögern scheint. Behandelte Gehirnzellen starben auch weniger häufig ab, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt Nature. Auch bei Mäusen, die mit dem schadhaften Gen ausgestattet wurden, reduzierte sich bei einer Farbstoff-Behandlung die neuronale Störung. Bevor „Congo red“ allerdings in die Behandlung der Erkrankung Einzug halten kann, muss es modifiziert werden. Weiterer „Schwachpunkt“ der Farbe: Es kann die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren. Unternehmen arbeiten diesbezüglich bereits an einer kleineren Version von „Congo red“.
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