Gesundheitsökonomisches Erkrankungsmodell

Nicht erst seit der Gesundheitsreform erhält die Kosten-Nutzen Bewertung im deutschen Gesundheitswesen zusätzliche Bedeutung. In Zeiten knapper Gesundheitsbudgets ist der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen von größter Bedeutung für die künftige Finanzierbarkeit der medizinischen Versorgung. Erkrankungsmodelle sind Simulationsprogramme, mit denen man die Wirtschaftlichkeit von medizinischen Behandlungen analysieren kann.

Leider mussten in der Vergangenheit immer wieder die Transparenz und die Qualität gesundheitsökonomischer Studien bemängelt werden. Aus diesem Grund hat das GECKO Institut der Hochschule Heilbronn eine weltweit einmalige OpenSource Initiative zur Entwicklung quelloffener Simulationsmodelle für die Wirtschaftlichkeitsanalyse von Therapien, Diagnostik und Technologien bei der Volkserkrankung Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ins Leben gerufen – Das PROSIT Projekt.

Am 20. Dezember wird das erste PROSIT Produkt der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um den Release Candidate 1 / Prototyp eines Simulationsprogramms, mit dem man die Kosten und die medizinische Behandlungsqualität für Typ 2 Diabetiker mit Nierenschäden analysieren kann. Das Modell steht nun für die öffentliche Diskussion zur Verfügung und wird nach Erhalt von Rückmeldungen aus Wissenschaft und Medizin überarbeitet. Im Februar 2008 wird es dann endgültig freigegeben. Das Modell ist in seiner jetzigen und zukünftigen Form ein OpenSource Produkt. Das bedeutet, dass sowohl das Modell und auch seine Verwendung (dies beinhaltet auch die kommerzielle Nutzung) freigegeben sind. Lediglich Weiterentwicklungen müssen wieder veröffentlicht werden.

„Die Veröffentlichung unseres Modells ist ein Meilenstein in der Gesundheitsökonomie der Volkserkrankung Diabetes. Noch nie zuvor wurde ein Modell derart transparent gemacht. Mediziner, Gesundheitspolitiker und Gesundheitsökonomen erhalten ein Instrument an die Hand, das die Therapie von Menschen mit Zuckerkrankheit zukünftig erheblich wirtschaftlicher und erfolgreicher gestalten kann“, sagt Prof. Dr. Wendelin Schramm, Leiter des GECKO Instituts der Hochschule Heilbronn.

Das „PROSIT Nephropathy Diabetes Disease Model 2008A Germany RC1“ so der sperrige offizielle Titel vereint eine Reihe einmaliger Merkmale:

Es ist das erste OpenSource Erkrankungsmodell überhaupt und frei von Interessenskonflikten. Die Finanzierung wurde ausschließlich aus Forschungsmitteln der Hochschule Heilbronn bestritten.

Die Entwicklung passiert nicht im universitären Elfenbeinturm, sondern für alle Welt einsehbar auf einer Internetplattform. Dabei verwenden die Wissenschaftler der Hochschule Heilbronn die Software der Internet Enzyklopädie Wikipedia.

Das Modell selbst wurde mit der OpenSource Software OpenOffice Calc entwickelt. Diese Software ist ebenfalls kostenfrei im Internet verfügbar. Teure Investitionen für Spezialsoftware entfallen daher. PROSIT ist daher auch ein deutsches Referenzprojekt für die OpenOffice Entwickler geworden.

„So glücklich wir auch über unser erstes Modell sind, es gibt noch viel zu tun. Bis 2010 wollen wir für alle wichtigen Folgeerkrankungen des Diabetes ein Modell veröffentlichen. Mittelfristig soll so eine frei verfügbare Bibliothek elektronischer Modelle entstehen“, ergänzt Prof. Schramm. Anpassungen der Modelle an andere EU-Länder wie die Schweiz und Rumänien sind in Vorbereitung.

Ansprechpartner und weiterführende Informationen:

Prof. Dr. med. Wendelin Schramm
Geschäftsführender Direktor
GECKO Institut für Gesundheitsökonomie und Informatik
Hochschule Heilbronn
Max-Planck Str. 39
74081 Heilbronn
Fon: +49 7131 504 493 (AB)
Fax: +49 7131 504 144931
Mobil: +49 173 362 1930
E-Mail: wendelin.schramm@hs-heilbronn.de

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Martina Braesel idw

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