Fairer Musikvertrieb mit »Kartoffel«

Musikvertreiber verhalten sich zwiespältig: Treue Kunden, die bezahlen, werden dafür bestraft, dass andere sich bei Tauschbörsen im Internet ihre Musik kostenlos abholen. Dem Diebstahl geistigen Eigentums versuchen die Labels mit elektronischen Riegeln wie Wasserzeichen, Kopierschutz oder Digital Rights Management zu begegnen. In der Folge kann der anständige Käufer manche legal erworbene CD nicht mehr kopieren – obwohl er es dürfte. Hacker knacken weiterhin die immer neuen Sperren. Um diese dumpfe Hase-Igel-Dynamik zu durchbrechen, lohnt es sich, aus Feinden Freunde und aus Freunden Kunden zu machen. Eine derartige Umkehr in der Motivation ist die Grundlage des Potato-Systems. Das »faire Musikvertriebssystem ohne Kopierschutz« ist eine Initiative zweier Partner: der 4FriendsOnly.com Internet Technologies AG (kurz 4FO AG) – einem Unternehmen, das im Jahr 2000 aus der Technischen Universität Ilmenau ausgegründet wurde – und dem ebenfalls in der thüringischen Stadt ansässigen, neuen Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT.

Die primäre Zielgruppe für Potato ist das Heer der eher unbekannten Musiker. Jeder hat die Wahl: Entweder unterwirft man sich den traditionellen Labels und hofft, auf diesem Weg groß zu werden oder man bietet seine Musikstücke den Peer-to-peer-Tauschbörsen im Internet an. In beiden Fällen liegt der versilberte Lohn der Mühe meist zwischen null und wenig. »Potato schafft dagegen Anreize für den Vertrieb, denn jeder aktiv Beteiligte bekommt seine Belohnung«, erklärt Mitentwickler und 4FO-Vorstand Dr. Jürgen Nützel. »Dies funktioniert nicht nur mit Musikstücken, sondern prinzipiell mit allen Formen digitaler Werke – seien es Bilder, Videos oder Software wie Spiele.«

Potato eignet sich besonders für Insider, die Netzwerke bilden und sich häufig austauschen und weiterempfehlen. Der einfache Kauf von Musiktiteln läuft zunächst ähnlich ab wie bei anderen Portalen. Allerdings erhält der Käufer zusätzlich das Recht, den Titel weiterzuvertreiben, wenn er sich wie der Musiker bei Potato registriert. Das System erzeugt personalisierte Links, die er auf seine Web-Seite stellt. Klickt der nächste Interessent darauf, landet er seinerseits bei Potato und kann dort den Titel bezahlen, per Transaktionsnummer holen oder gar sekundärer Verkäufer werden. Die Umsätze werden online nach einem Schlüssel abgerechnet, der alle Beteiligten bis in die dritte Generation belohnt. Die GEMA ist damit einverstanden. Noch ist das Verfahren in seiner Einführungsphase. Doch schon jetzt zeigt die kleine und schräge »Dorfdisco Berlin«, dass es funktioniert und sicher ist.

Ansprechpartner:

Dr. Jürgen Nützel, Telefon 03677 / 20592-80, Fax -81
Prof. Dr. Rüdiger Grimm, Telefon 03677 / 69-4735, Fax -4399
Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT
Langewiesener Straße 22, 98693 Ilmenau

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Dr. Jürgen Nützel Fraunhofer-Gesellschaft

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