Interdisziplinäres Forschungsprojekt zur jüdischen Geschichte und Kultur

300.000 Euro binationale Forschungsförderung des Staates Israel und der Bundesrepublik Deutschland für gemeinsames Projekt der Universitäten Erfurt, München und Haifa

Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt im Bereich der Erforschung der jüdischen Geschichte und Kultur hat die binationale Forschungsförderung des Staates Israel und der Bundesrepublik Deutschland – German-Israeli Foundation -(GIF) der Universität Erfurt erstmals bewilligt. An dem Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren und einem Fördervolumen von 300.000 sind neben dem Erfurter Judaistikprofessor Dr. Andreas Gotzmann, Prof. Dr. Michael Brenner vom Lehrstuhl für Jüdische Geschichte der Universität München und Dr. Yfaat Weiss vom Institut/Lehrstuhl für Deutsche Geschichte der Universität Haifa beteiligt. „Jüdische Geschichte im Multi-Ethnischen Netzwerk: Das Deutsch-Jüdisch-Tschechische Dreieck (1880-1938)“ ist der Titel des gemeinsamen Forschungsprogramms, das die Jüdische Sozial-, Religions- und Kulturgeschichte sowie die Jüdische Literaturwissenschaft umfasst.

Dieses interdisziplinäre Forschungsprogramm untersucht aus einer innovativen thematischen Perspektive die Wechselbeziehungen zwischen Juden und ihrer Umwelt in Zentraleuropa in einem neuen geographischen Rahmen. Während die Mehrzahl der Studien bisher Aspekte der Abgrenzung und Distanz zwischen Bevölkerungsmehrheit und Minderheit betonten, konzentriert sich dieses Forschungsprojekt auf solche des Austauschs und der Interaktion in einem multi-ethnischen Umfeld. Die Situation der Juden in den tschechischen Gebieten zwischen 1880 und 1938 dient als Fallstudie, um auf unterschiedlichen Ebenen die politischen, sozialen, kulturellen und religiösen Verbindungen und Netzwerke im Kontext eines multi-ethnischen Staates zu untersuchen. Das gemeinsame Forschungsanliegen verweist auf den sich wandelnden, interaktiven Charakter ethnischer Definitionen und den Prozess des Aushandelns zwischen den politischen und sozialen Gruppen im ethnischen Dreieck von Juden, Deutschen und Tschechen und hinterfragt diese damit.

Die dabei eingenommenen drei Perspektiven von Ethnizität, Intimität und Soziabilität ermöglichen es, über die klar gezogenen Grenzen politischer, kultureller und sozialer Geschichten hinaus zu blicken. Mit Untersuchungen (1) zur Koexistenz von Nachbarn und Fremden im öffentlichen Raum, (2) zur privaten Geschichte der Strukturen von Mischehen sowie (3) zur zeitlich begrenzten Begegnung in renommierten Kurbädern, nähert sich dieses Forschungsprogramm der Jüdischen Geschichte eher von den Rändern als von deren Zentren. Über den Rahmen spezifischer Fallstudien hinaus, regen diese Forschungen damit sich eine revidierte Sichtweise multiethnischer Gesellschaften an.
Das Erfurter Einzelprojekt widmet sich der Themenstellung „Intimität: Internubium (Mischehe) als Begegnung und Entfremdung“ und wird durch die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Gaby Zürn bearbeitet.

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Jens Panse idw

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