Verbundprojekt zur Zukunft Deutschlands präsentiert

Interdisziplinäre Forschungsarbeit fordert weitreichende Maßnahmen

Im Verbundprojekt unter dem Titel „Global zukunftsfähige Entwicklung – Perspektiven für Deutschland“ beschäftigen sich verschiedene Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft und der Fraunhofer Gesellschaft mit dem Thema wie Deutschland auf dem Weg zur Nachhaltigkeit voranzubringen ist. Seit 1999 arbeiten die Forscher an dem Projekt, das nun abgeschlossen wird, berichtet das Forschungszentrum Karlsruhe FZK heute, Dienstag.

„Die Studie der Helmholtz-Zentren bietet keine simplen Antworten an“, so der Vorstandsvorsitzende des FZK, Manfred Popp. Sie zeige vielmehr den großen Umfang der notwendigen Eingriffe, die international einheitlich umgesetzt werden müssten, um zu einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Entwicklung zu kommen, führt der Experte aus. Nach Angaben des FZK sind tiefgreifende Maßnahmen notwendig, um wichtige Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. So müssten zur Begrenzung des Flächenverbrauchs eine Versiegelungsabgabe sowie eine kombinierte Bodenwert- und Bodenflächensteuer eingeführt werden. Darüber hinaus müsste die Eigenheimförderung auf den Erwerb im Bestand beschränkt werden. Ebenso wird eine Besteuerung internationaler Finanztransaktionen (Tobin-Steuer) erwogen, aus deren Aufkommen die Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen in Entwicklungsländern unterstützt werden sollte.

Als die gegenwärtig dringendsten Nachhaltigkeitsprobleme werden Armut, drastische globale Einkommensunterschiede, Arbeitslosigkeit, Bildungsdefizite, mangelnde Chancengleichheit, Flächenverbrauch durch Siedlung und Verkehr, Rückgang der biologischen Vielfalt, Belastung der Waldböden, Abbau nicht-erneuerbarer Ressourcen (wie fossile Energieträger), Klimawandel, ungleiche globale Verteilung der Umweltnutzungsmöglichkeiten, Gewässerverschmutzung, umweltbedingte Gesundheitsbeeinträchtigungen (Feinstaubemissionen, Ozon, Lärm), Staatsverschuldung und die mangelnde Wahrnehmung globaler Verantwortung beurteilt. Über diese allgemeinen Nachhaltigkeitsdefizite in Deutschland hinaus wurden die Bereiche Mobilität und Verkehr, Wohnen und Bauen, Ernährung und Landwirtschaft sowie Freizeit und Tourismus detaillierter untersucht: Dabei zeige sich eine ganze Reihe weiterer ernsthafter Nachhaltigkeitsprobleme wie zum Beispiel durch weiter deutlich steigende Verkehrsleistungen im Bereich des motorisierten Individualverkehrs, des Straßengüterverkehrs und der Luftfahrt, durch eine Verstärkung von sozialen Ungleichgewichten im Wohnungsbereich sowie durch gravierende ökologische, ökonomische, soziale und gesundheitliche Defizite im Ernährungssystem, zu denen vor allem die agrarpolitischen Rahmenbedingungen und das Ernährungsverhalten in Deutschland beitragen.

Analysen dreier Szenarien mit einem Zeithorizont bis 2020 zeigen, dass gegenwärtige Nachhaltigkeitsprobleme sich unter bestimmten gesellschaftlichen Randbedingungen nicht lösen lassen sondern sich noch verschärfen könnten. Dies gilt insbesondere für ein Szenario, das für die Zukunft einen weiteren Rückzug des Staates unterstellt und auf den Marktmechanismus bei der Lösung der verschiedenen Nachhaltigkeitsprobleme vertraut.

In Bezug auf die Lösung von Problemen wie Armut, Langzeitarbeitslosigkeit und soziale Sicherung werden unter anderem die Einführung einer steuerfinanzierten Grundrente und die staatliche Bezahlung gesellschaftlicher Arbeit in Erwägung gezogen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.fzk.de

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