Video-Chats: Gehörlose können endlich telefonieren

Mobiler Videochat: Kommunikativer Segen für Gehörlose

Die Universität Washington entwickelt ein Videochat-Format, das für Gebärdensprache auf Mobiltelefonen optimiert ist. Erklärtes Ziel der Wissenschaftler ist es, die Datenraten mithilfe von Kompressionstechnologien zu senken. Dadurch sollen Gehörlose Videotelefonie auch auf älteren Geräten und bei schlechter Netzanbindung nutzen können.

Kopf und Hände im Fokus

Damit Gebärdensprache auf den kleinen Bildschirmen entziffert werden kann, muss die Bildqualität allerdings entsprechend hoch gehalten werden. Die Forscher erreichen dies durch spezielle Algorithmen und Bildanalyseverfahren, die Hand- und Kopfbereiche im Video erkennen und diese Segmente von allzu starker Kompression aussparen. Um Akku zu sparen, kommen zudem Bewegungssensoren zum Einsatz, die der Software rückmelden, ob ein Gesprächsteilnehmer gerade Gebärdensprache verwendet oder nur dem Gegenüber folgt.

„Das akustisch geprägte Telefonieren hat im Alltag einen großen Graben zwischen gehörlosen und hörenden Menschen aufgeschüttet“, sagt Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB) http://www.oeglb.at , im Gespräch mit pressetext. „Durch Videotelefonie, aber auch andere technologische Errungenschaften wie SMS, E-Mail, Facebook und Twitter können gehörlose und schwerhörige Personen diesen Graben überwinden und wieder besser am alltäglichen Leben teilhaben“, freut sich Jarmer.

Auch Apple mischt mit

Neben Nokia und HTC, die mit ihren Videochat-fähigen Geräten Teil des Versuchs sind, zählt auch Apples iPhone 4 mit seinem neuen Facetime-Service in den Startlöchern. Als wesentliche Einschränkung gilt allerdings, dass Apples Videochat nur von iPhone 4 zu iPhone 4 und über WLAN-Verbindungen möglich ist. Hohe Kosten für mobile Datenflatrates sowie die Abhängigkeit von den Netzbetreibern spielen aber auch bei anderen Geräten eine bremsende Rolle.

Eine weitere Möglichkeit, Gehörlose und Hörende über Telefon zu verbinden, sind sogenannte Telefon-Relay-Zentren. Dabei handelt es sich um eine Vermittlungszentrale, die mittels einer gebärdenfähigen Person Anrufe in die jeweilige „Sprache“ des Gegenüber übersetzt. „Bei Anruf kann einem Übersetzer über Handy- oder Notebook-Kamera gebärdet werden, was dieser simultan für den Hörenden in die Lautsprache übersetzt. Umgekehrt gebärdet der Dolmetscher die Antworten des Hörenden für den Gehörlosen“, erklärt Jarmer.

Telefonvermittlung für Gehörlose

Während derartige Telefonzentralen in Schweden, Holland, aber auch anderen europäischen Ländern wie Deutschland und der Schweiz etabliert sind, hinkt Österreich in dieser Hinsicht hintennach. Aus diesem Grund hat der ÖGLB zusammen mit T-Mobile einen Testbetrieb initiiert, der aktuell evaluiert wird. Ziel ist eine Telefonvermittlungszentrale, die österreichweit 24 Stunden erreichbar ist und Gehörlosen etwa auch bei Notfällen im Haushalt das Leben retten könnte.

Media Contact

Martin Jan Stepanek pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://mobileasl.cs.washington.edu/

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