Revolution im Bildarchiv: Bremer Forscher entwickeln neue Methode der visuellen Indizierung und automatischen Motiverkennung

Das System soll klassische Schlagwort- und Zahlencodemethoden ergänzen und so das Forschen in umfangreichen Bildarchiven über eine direkte Suche nach visuellen Mustern erleichtern. Erster Praxistest ist die Analyse der Bild-Text-Interaktion in Medienberichten auf der Basis von rund 15.000 Bilddateien des Archivs für politische Ikonografie der Jacobs-Professorin Marion Müller.

Als omnipräsente Medienkomponente prägen und dokumentieren Bilder unseren Alltag. Da das Digitalzeitalter die Weitergabe und Speicherung von Bildmaterial aller Art extrem vereinfacht, entstehen – beruflich wie privat – stetig wachsende Bildarchive, in deren Materialreichtum Informationen zunehmend schwer auffindbar sind. Darüber hinaus nutzen die meisten Bildarchive als Ordnungsprinzip eine Text- oder Zahlenkodierung der Bildinhalte, was besonders die Zugänglichkeit und wissenschaftliche Nutzung von Privatarchiven mit ihrer individuellen Ordnungslogik erschwert.

Ziel des Bremer Forschungsprojektes ist es, textbasierte Abrufsysteme in digitalen Bilddatenbanken durch einen ikonografische Typisierung des Archivmaterials zu ergänzen, die eine direkte Suche nach Motiven durch ein automatisiertes Bildanalyse- und Abrufverfahren der Bilddateien ermöglicht. Das Projekt berücksichtigt drei unterschiedliche Medientypen – Presse, Film und Onlinematerialien – und beschäftigt sich sowohl mit nachrichtlichen als auch fiktionalen Inhalten. Projektbeteiligte sind, neben Prof. Dr. Marion G. Müller von der Jacobs University, der angewandte Linguist Prof. Dr. John Bateman sowie die Informatiker Prof. Dr. Otthein Herzog und Prof. Dr. Rainer Malaka von der Universität Bremen.

Im Zentrum des angewandten, mit 168.000 Euro geförderten Projektteils der Jacobs University steht das Archiv für politische Ikonografie (Politisch-Ikonografisches Archiv der Vision PIAV) von Marion G. Müller mit rund 15.000 Nachrichtenbildern. Die Jacobs-Professorin sammelt seit 1994 vor allem Pressefotos, aber auch Cartoons und Kunstreproduktionen, die sie mit Hinblick auf ihre Bedeutung für die politische Kommunikation in unserer Zeit kommentiert und kategorisiert. „Klassische Archive für Pressephotografie sind meist streng nach einer journalistischen Logik geordnet: Wo wurde das Foto gemacht? Wie hieß der Fotograf? Welche Zeitung hat das Bild abgedruckt? Diese Informationen helfen mir beim Auffinden von Bildmaterial für eine Analyse von Motiven und wiederkehrenden Mustern in bestimmten inhaltlichen Zusammenhängen wenig weiter“, sagt die Medien- und Kommunikationsexpertin.

Auf der Basis der von Müller für ihr eigenes Archiv entwickelten Indizierung soll nun erstmals eine visuelle Typologie entwickelt werden, mit der Bildmotive aus Massenmedien klassifiziert werden können und die außerdem Grundlage für den Prototyp des ersten automatisierten Bildanalyse- und -abrufprogamms für Bilddatenbanken ist. „Neben den praktischen Vorteilen einer neuen Archivtechnologie erhoffen wir uns außerdem einen systematischen Überblick über das zeitgenössische Repertoire an Bildmotiven in der politischen Berichterstattung“.

Fragen zu dem Projekt beantwortet für die Jacobs University:
Prof. Dr. Marion G. Müller | Professor of Mass Communication
Tel.: 0421 200-3463
E-Mail: m.mueller@jacobs-university.de

Media Contact

Dr. Kristin Beck idw

Weitere Informationen:

http://www.jacobs-university.de

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