Love Parade: Software sucht Hotspots in Menschenmassen

Eine von der Doktorandin Barbara Krausz am Fraunhofer IAIS entwickelte Software erkennt mittels Analyse von Videobildern Bewegungsmuster, die auf mögliche Problemzonen in Menschenansammlungen hinweisen. Ziel ist es, gefährliche Situationen schon im Vorhinein abschätzen zu können, um Tragödien wie bei der Love Parade 2010 in Duisburg zu vermeiden. Die Forscherin möchte zukünftig über eine Echtzeitsimulation die rasche Ergründung von Handlungsempfehlungen ermöglichen.

Schwankende Menge

„Bei der Analyse der Love-Parade-Videos konnte ich charakteristische Bewegungsmuster erkennen, die immer dann aufgetreten sind, wenn Leute dicht gedrängt standen“, erläutert Krausz im Gespräch mit pressetext. „Die Menschen beginnen dann langsam von einer Seite auf die andere zu schwanken, um die Balance zu halten.“ Das von der Wissenschafterin entwickelte Analyseprogramm macht sich diese Feststellungen zunutze. Bild für Bild vergleicht es die Verschiebung von Pixeln, um vermehrtes Auftreten dieser Bewegungsabläufe registrieren zu können. Findet es deutliche Abweichungen vom normalen Ablauf, so schlägt es Alarm.

„Dabei ist es nicht nötig, Personen zu erfassen“, so Krausz weiter. „Darum ist der Einsatz auch datenschutzrechtlich unbedenklich.“ Fehlalarme sind nicht ausgeschlossen, da eine Änderung des Bewegungsmusters der Masse auch dann auftritt, wenn sich etwa ein Einsatzfahrzeug seinen Weg bahnt. Sie sind jedoch unproblematisch, da ein menschlicher Gegencheck des Videobildes schnell Aufschluss über den Ernst der Lage gibt. Zudem traten bei den bisherigen Testläufen nur wenige Falschmeldungen auf.

Schockwellen als Gefahren-Indikator

Das Programm erkennt auch ein weiteres Merkmal dicht stehender Menschenmengen, das ebenfalls ein Warnzeichen für bevorstehende Probleme sein kann. So übertragen sich in solchen Situationen die Bewegungen weniger aufgrund des Platzmangels unmittelbar auf die nebenstehenden Reihen und setzen sich in der weiteren Masse fort. Krausz spricht hier von „Schockwellen“, die die Software ebenfalls per Pixelanalyse erfassen kann. Auf den Aufnahmen jener Rampe, eine halbe Stunde bevor in deren Bereich in Dusiburg 21 Menschen zu Tode kamen, meldete die Software vermehrtes Auftreten dieses Phänomens.

Die Wissenschafterin arbeitet bis Ende des Jahres an ihrem Doktorat, in dessen Zuge das Analysetool entwickelt wurde. Aktuell wird das Programm mit weiteren Aufnahmen getestet und optimiert. Parallel dazu ist eine Simulation in Entwicklung, die auf Basis von Live-Videobildern mögliche Szenarien prognostizieren kann und damit zu besseren Handlungsempfehlungen beitragen soll. „Hierzu ist jedoch noch einige Forschungsarbeit nötig“, so Krausz abschließend.

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