"Sehender" Touchscreen reagiert auf Handzeichen

US-Forscher haben einen Bildschirm entwickelt, der einerseits Touchscreenfunktionen besitzt, andererseits jedoch auch Handgesten erkennen kann, die der User vor dem Bildschirm ausführt. Dazu verfügt das Gerät über Infrarotsensoren, die Bewegungen von Händen und Fingern registrieren und in Steuerbefehle umsetzen, berichtet der NewScientist. „Der Monitor registriert mehr als die bloße Berührung mit dem Finger und ist eigentlich sowohl Scanner als auch Kamera mit niedriger Auflösung“, erläutert Shahram Izadi, der Leiter der Forschergruppe am Microsoft Lab im Cambridge.

Der übliche Aufbau des LCD-Monitors wurde bei dem entwickelten Produkt mit dem Namen „ThinSight“ von den Forschern um eine zusätzliche Elektronikschicht erweitert. In dieser sind Infrarotsensoren integriert, die unabhängig von der Anzeigeschicht des Displays arbeiten. ThinSight sieht quasi, was sich vor dem Schirm tut, indem von Objekten reflektiertes Infrarotlicht von Detektoren aufgefangen wird. Finger werden im Abstand von einigen wenigen Zentimetern vor dem Monitor ebenso erkannt wie Gegenstände. Die entsprechende Software wertet die Infrarotdaten aus und setzt sie in Steuerbefehle um.

Die Software des Touchscreen erlaubt es zudem beide Hände bei der Steuerung des Rechners zu verwenden. Ein Foto kann vergrößert werden, indem der User seine Finger auseinanderzieht. Die umgekehrte Geste bewirkt eine Verkleinerung. Drehen und Wenden des Angezeigten ist ebenfalls mit zwei Fingern möglich. Ein Demonstrationsvideo findet sich bei YouTube. Mit der ThinSight-Technologie könnten User in Zukunft vor ihrem Bildschirm stehen und den Rechner wie im Science-Fiction-Film „Minority Report“ mit bloßen Handbewegungen und Gesten steuern.

Als großen Vorteil ihrer Entwicklung betrachten die Forscher, dass die Technologie einfach in einen Monitor integriert werden kann. Bislang entwickelte Modelle zur Steuerung mit Gesten erfordern zusätzliche Kameras, die die Bewegungen aufnehmen. Mit der ThinSight-Technologie nimmt lediglich die Stärke des Monitors durch die zusätzliche Infrarotsensorschicht etwas zu. Andere Unternehmen forschen ebenfalls an „sehenden“ Displays. So hat Apple einen Bildschirm patentiert, der wie eine Webcam arbeitet. Zwischen den einzelnen Pixeln befinden sich Kamerasensoren. Sharp wiederum präsentierte ein Display, mit dem der User Visitenkarten einscannen kann.

Die Forschung an Touchscreen-Technologie, die nicht zuletzt seit dem Start von Apples iPhone besonders ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist, wird in den kommenden Jahren noch einige Innovationen zu bieten haben. Laut Analysten wird sich dieser Branchensektor zu einer wahren Goldgrube entwickeln und in fünf Jahren 4,4 Mrd. Dollar Umsatz abwerfen (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=070621014 ). Multifunktionale Touchscreens, die mit zusätzlicher Sensorik erweiterte Funktionen ermöglichen, stecken jedoch noch in den Kinderschuhen. „Es ist noch sehr früh für diesen Ansatz. Die aktuellen Prototypen sind zumeist sehr klein und arbeiten noch langsam“, meint Izadis Kollege Steve Hodges. „In zehn Jahren werden wir jedoch viele Multi-Touch-Displays in unserer Umgebung finden“, ist der Forscher überzeugt.

Durch die Einbindung von Infrarotsensoren eröffnet sich noch eine weitere Möglichkeit. ThinSight kann sowohl Infrarotsignale empfangen als auch senden. Der Monitor funktioniert damit auch mit einer herkömmlichen Fernbedienung, mit der der Rechner gesteuert werden kann. Daten wiederum könnten beispielsweise von einem Mobiltelefon empfangen aber auch an ein entsprechendes Gerät gesendet werden, führt Izadi seine Zukunftsvisionen aus.

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Andreas List pressetext.austria

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