Geschäftsberichte elektronisch analysieren

Unternehmen müssen jährlich einen Geschäftsbericht erstellen. International verbreitet sich dafür mehr und mehr das elektronische Standardformat XBRL. Derart erstellte Berichte lassen sich mit dem Software-Tool ABRA effizient analysieren.

Einmal im Jahr trifft es jedes Unternehmen: Der Geschäftsbericht ist fällig. Je nach Größe der Firma kann er sich zu einem dicken und entsprechend aufwändigen Dokument auswachsen. Um ihn zu erstellen, müssen Analysten die wichtigsten Daten in mühsamer Handarbeit zusammenklauben. Der Geschäftsbericht ist ein notwendiger Bestandteil von Kreditanträgen. Also kämpfen sich auf der anderen Seite Bankangestellte das ganze Jahr über durch uneinheitlich strukturierte Papier- und Datenberge. Um den Aufwand für beide Seiten zu verringern und Firmendaten einfacher analysieren und vergleichen zu können, plädieren internationale Organisationen wie das International Accounting Standards Board seit einigen Jahren dafür, Geschäftsberichte in international gültiger, kompatibler und elektronischer Form zu verfassen. Die Computersprache der Wahl ist dabei XBRL (extensible Business Reporting Language), ein Datenformat, das auf dem WWW-Standard XML basiert. In den USA ist XBRL für die vierteljährlichen Berichte von 8 400 Banken gegenüber der Bankenaufsicht FDIC bereits Pflicht. In Japan wurde XBRL zum nationalen Standard erklärt; in Europa sind Spanien und die Niederlande derzeit Vorreiter.

„Eine einheitliche Form reicht für eine schnelle Analyse der Dokumente aber nicht aus“, betont Thomas Risse vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI in Darmstadt. „Entscheidend ist auch, das richtige Werkzeug dafür zu haben!“ Die Forscher haben dazu die Software ABRA entwickelt. Damit können Banker und Börsianer gezielt Informationen in den Geschäftsberichten aufspüren, diese extrahieren und sie dann in Datenbanken einlesen. Ebenso können sie den ganzen Bericht in andere Formate wie pdf- und Word-Dateien umwandeln. „Natürlich ist ABRA nicht das einzige Tool auf diesem Gebiet“, sagt Risse, „derzeit ist es aber das effizienteste.“ ABRA benötigt oft nur eine einzige Zeile, wozu generische – also möglichst breit anwendbare – Programme, seitenweise Befehle abarbeiten müssen. Diese straffe Struktur rührt daher, dass die Forscher ihr Tool einzig für XBRL entwickelt haben.

Eine Basisversion von ABRA gibt es seit einem Jahr als open-source-Programm unter http://www.xbrl-open.org. Ihre darüber hinaus gehende Server-basierte Version stellen die IPSI-Forscher vom 9. bis 15. März erstmals auf der CeBIT in Halle 9 vor. Diese Variante entwickelten sie in Kooperation mit der ABZ Informatik GmbH. Beispiel für ein neues Feature: Mit seinem Formelprozessor kann ABRA nun die in der Finanzwelt üblichen Plausibilitätsprüfungen durchführen.

Ansprechpartner:
Thomas Risse
Telefon: 0 61 51 / 8 69-9 06, Fax: -9 66
thomas.risse@ipsi.fraunhofer.de

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Dr. Johannes Ehrlenspiel Fraunhofer-Gesellschaft

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