Kinder psychisch kranker Eltern brauchen mehr Hilfe

Eindringlich schildert die junge Frau die Wechselbäder ihrer Gefühle, ihre emotionale Verunsicherung, ihre Rat- und Orientierungslosigkeit, die Verletzungen und die Verlassenheit als Kind. Der Grund: sie wurde von einer psychisch kranken Mutter aufgezogen. Ihre Erfahrungen dokumentierte der Psychologe Prof. Dr. Michael Borg-Laufs (Hochschule Niederrhein) in einem Film und zeigte ihn jetzt rund 400 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern bei einer Fachtagung in der Hochschule in Mönchengladbach. Dabei ging es um die Nöte der Kinder mit dem gleichen Schicksal, aber auch um praktische Hilfen.

Fast ein Viertel der Psychiatrie-Patienten hat Kinder unter 18 Jahren. Der größte Teil von ihnen wohnt bei seinen Eltern. Verhaltsauffälligkeiten sind häufig die Folge. Die Kinder, so Professor Borg-Laufs, brauchen vor allem eine sichere Bindung an eine Bezugsperson. Einen Ausweg böte zum Beispiel der Wechsel in eine Pflegefamilie, da sie hier in der Regel auf kompetente und engagierte Ersatzeltern träfen. In Köln etwa werden in einem Projekt vor der Klinikeinweisung eines psychisch kranken Elternteils Patenfamilien für die betroffenen Kinder gesucht. In einem anderen Projekt betreuen Psychologen gemeinsam mit einer Kunsttherapeutin die Kinder als Gruppe. Alle diese Projekte stehen finanziell auf wackeligen Füßen. „Im Interesse des Kindeswohls bleibt nur zu hoffen, dass auch in Mönchengladbach ein solches Projekt eingerichtet und finanziell abgesichert werden kann“, unterstreicht Prof. Dr. Borg-Laufs. Bei der Fachtagung in der Hochschule, veranstaltet vom Arbeitskreis Kinder psychisch kranker Eltern und dem Fachbereich Sozialwesen der HN, wurde jedenfalls die Notlage und der Stellenwert professioneller Hilfen eindrucksvoll dargestellt, nachdem das Thema über Jahre „in der Fachwelt völlig vernachlässigt worden“ ist, so Borg-Laufs.

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Borg-Laufs, Tel. 02161-186-5627,
Email: Michael.Borg-Laufs@hs-niederrhein.de

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Rudolf Haupt idw

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