Massenentlassungen gefährden Gesundheit der Nichtfreigesetzten

„Gesundschrumpfung“ verdoppelt kardiovaskuläres Risiko

Die „Gesundschrumpfung“ von Unternehmen verdoppelt das Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten und hat ernsthafte gesundheitliche Auswirkungen auf jene Mitarbeiter, die nicht freigesetzt wurden. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des finnischen Finnish Institute of Occupational Health gekommen. Bei den 22.430 teilnehmenden Angestellten des öffentlichen Dienstes zeigte sich, dass nicht nur die Entlassenen unter gesundheitlichen Auswirkungen zu leiden haben. Am stärksten betroffen waren jene Teilnehmer, die mehr als 18 Prozent ihrer Kollegen verloren hatten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie innerhalb der nächsten vier Jahre an einer kardiovaskulären Erkrankung starben, war fünf Mal so hoch als bei Unternehmen ohne Kündigungen. Im gesamten Verlauf der Studie waren sie doppelt so gefährdet an derartigen Erkrankungen zu sterben.

Das Team wertete Arbeitnehmerunterlagen und Sterbeakten aus den Jahren 1991 bis 2000 aus. Zwischen 1991 und 1993 verdreifachte sich die Arbeitslosigkeit in Finnland nahezu auf 16,6 Prozent. Der leitende Wissenschaftler Jussi Vahtera erklärte gegenüber NewScientist,´dass diese Form von Arbeitsstress ernst zu nehmen sei. Mehrarbeit, weniger Kontrolle über die Arbeit und verstärkte Unsicherheit hinsichtlich des eigenen Arbeitsplatzes hätten deutlich negative Auswirkungen. Mitarbeiter, die am stärksten betroffen waren, meldeten sich ebenfalls häufiger krank. Dieser Unterschied zeigte sich am deutlichsten bei Festangestellten. Das legt nahe, dass nur befristet Beschäftigte auch krank zur Arbeit gehen.

Herz- und Gefäßkrankheiten entwickeln sich über viele Jahre. Sie traten am häufigsten bei jenen Teilnehmern auf, die auch an derartigen Krankheiten starben. Laut Vahtera kann der von massiven Umstrukturierungen verursachte Stress einen Herzanfall oder einen Schlaganfall auslösen. Zusätzlich erhöht war dieses Risiko bei jenen, deren Lebenspartner kürzlich verstarben. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass das reale kardiovaskuläre Risiko höher sei könnte als in der Studie nachgewiesen. Verantwortlich dafür sei der Umstand, dass die Weiterbeschäftigten durchschnittlich gesünder waren als jene die ihren Arbeitsplatz verloren. Frauen unter 62 Jahren, die über ein geringeres Risiko verfügen, übertrafen in der Studie die Männer nahezu mit drei zu eins. Die Studie wurde im British Medical Journal veröffentlicht.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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