Regen in der Sahara erlaubte Steinzeit-Migration

In der Sahara regnete es in der Steinzeit mehrmals für längere Perioden, was unseren Vorfahren erst die Auswanderung aus dem afrikanischen Kontinent erlaubt haben dürfte.

Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler vom Royal Netherlands Institute für Sea Research in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences. Sie konnten durch Analyse von Sandablagerungen erstmals beweisen, dass die größte Wüste der Welt früher von Pflanzen bewachsen war, die viel Wasser benötigten.

Die Forscher untersuchten Sedimente aus dem Meeresboden vor der Küste Guineas. „Die Sandablagerungen stammen aus den Verwehungen der Sahara und können Rückschluss auf Pflanzenvorkommen der vergangenen 192.000 Jahre in der Region liefern“, erklärt Studienleiterin Isla Castañeda im pressetext-Interview. Aussagen über die Arten der Bepflanzung zu verschiedenen Zeiten ermöglichte eine Analyse des Kohlenwasserstoffes im Sand nach seinen Kohlenstoff-Isotopen. „Da man frühere Windverhältnisse rekonstruieren kann, gilt auch die Sahara als Ursprungsort als sicher“, so die Forscherin.

Regenzeiten bisher nicht bekannt

Beinhaltet Saharastaub heute 40 Prozent Kohlenwasserstoffe, die aus Pflanzen stammen, die Wasser benötigen, so war dieser Anteil bereits in drei Epochen deutlich höher. 60 Prozent Kohlenwasserstoffe konnten die Forscher vor 120.000 und 110.000 Jahren, dann wieder vor 50.000 bis vor 45.000 Jahren und das letzte Mal vor 10.000 Jahren beobachten. „Während das letzte Ereignis gut dokumentiert ist, gibt es für die ersten beiden Perioden bisher kaum Hinweise. Doch nun ist sicher, dass die Sahara auch zu diesen Zeiten Bäume und Seen aufwies“, erklärt Castañeda.

Damit ist die Erklärung gefunden, wie der steinzeitliche Homo Sapiens von seinen Ursprüngen südlich der Sahara in die Gebiete im Norden wandern konnte. Das deckt sich durchaus mit den Erkenntnissen der Archäologie. Denn die ersten Fossilien eines modernen Menschen außerhalb Afrikas stammen aus der Zeit vor 93.000 Jahren im heutigen Israel. Danach breitete sich der Mensch kaum weiter aus bis in die Zeit vor 50.000 Jahren, als im Zuge einer zweiten Regenperiode eine zweite Migrationswelle einsetzte.

Steinzeitlicher Klimawandel als Auslöser

Der Vegetationswandel geht auf eine Klimaänderung zurück. „Bisher wusste man von diesem Klimawandel, doch es fehlte ein durchgehendes Klimaarchiv für die Region, das nun in den Atlantiksedimenten gefunden wurde“, so Castañeda. Die Sahara habe durchaus Potenzial, um eines Tages wieder grün zu werden. „Die Region ist jedoch äußerst sensibel für Klimaänderungen, deshalb kann man kaum Vorhersagen machen.“

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

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