Komet schuld an mysteriöser Katastrophe von 1908

Ein Komet dürfte die Ursache der mysteriösen Explosion sein, die im Juni 1908 eine Waldfläche von über 2.000 Quadratkilometern im sibirischen Tunguska-Gebiet verwüstete. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Cornell University in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters.

Ihre Erklärung basiert auf den Nachtleuchtenden Wolken, die Augenzeugen sogar im weit entfernten Europa für mehrere Tage nach der Explosion beobachteten. Nicht ein Meteorit, sondern nur ein eiskalter Kometenkern habe die Atmosphäre mit derart großen Mengen an Wasserdampf versorgen können, dass sich am Tag nach dem Einschlag derartige Wolken bilden konnten. Den entscheidenden Hinweis für diese Erklärung bekamen die Forscher durch die Beobachtung der Atmosphäre nach dem Start von Raumfähren.

Nachtleuchtende Wolken entstehen in der Mesosphäre zwischen 80 und 120 Kilometern, was sie zu den höchsten Wolken der Erde macht. Bei Temperaturen um Minus 117 Grad Celsius bilden sie im Sommer über den Polarregionen Eispartikel. Nachtleuchtende Wolken konnten auch Tage nach den Starts der Space Shuttles in den Jahren 2007, 2003 und 1997 beobachtet werden. Das Prinzip sei hier dasselbe, schreiben die Forscher.

„Jeder Start der Raumfähre schleudert 300 Tonnen Wasserdampf in die Thermosphäre der Erde. Die Wasserpartikel wandern dabei in die Arktis- und Antarktis-Regionen der Erde, wo sie in die darunter liegende Mesosphäre absinken und dort nachtleuchtende Wolken bilden.“ Der Komet sei ungefähr in derselben Höhe erstmals zerbrochen, in der auch die Space Shuttle Wasserdampf nach dem Start freilässt.

Bisher war ungeklärt, wie der Wasserdampf des Kometen so weit an den Nordpol transportiert werden konnte, ohne vollständig aufgelöst zu werden. Die US-Forscher vermuten, dass der Wasserdampf des Kometen von Luftwirbeln mit enormer Energie aufgefangen wurde, was zu einer „zweidimensionalen Turbulenz“ geführt habe. Sobald der Dampf in diese Turbulenzen geraten sei, würde er sich mit Geschwindigkeiten jenseits 300 km/h bewegen. Eine Theorie, die das bisher fehlende Glied der Beweisführung sein könnte. „Es scheint daher sicher, dass es sich bei dem Einschlag 1908 um einen Kometen handelte“, so der Forschungsleiter Michael Kelley.

Einen Kometen hält auch die Wiener Astronomin Maria Firneis http://astro.univie.ac.at als wahrscheinlichste Ursache für das Tunguska-Ereignis. „Kometen sind lockerer gebunden, entwickeln eher Ionenschweife und befördern mehr Wasserdampf in die Atmosphäre als Meteoriten“, so die Forscherin im pressetext-Interview. Daneben gebe es jedoch weitere Hinweise, die nicht aus der Atmosphäre stammen.

„Man hat in der Region des Tunguska-Ereignisses noch immer keine Bruchstücke eines Himmelskörpers gefunden. Das lässt darauf schließen, dass vor dem Einschlag eine komplette Fragmentierung stattgefunden hat. Ein Meteoriten hätte einen deutlichen Krater hinterlassen. Von dem fehlt aber jede Spur.“

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.cornell.edu

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