Professor Eberhard Jochem erhält B.A.U.M.-Umweltwissenschafts-Preis 2014

Sein besonderes Verdienst der vergangenen Jahre ist die Entwicklung eines speziellen Instrumentes zur Verminderung der Energiekosten von Wirtschaftsunternehmen: die sogenannten lernenden Energieeffizienz-Netzwerke. Deren Ziel ist es, die etwa zehn bis 15 teilnehmenden Unternehmen einer Region bei der Umsetzung von profitablen Energieeffizienz-Maßnahmen zu unterstützen.

Grundlage ist ein standardisiertes Netzwerk-Management über eine Laufzeit von drei bis vier Jahren. Es baut auf einer professionellen energetischen Bewertung jedes teilnehmenden Betriebes auf und sieht regelmäßige moderierte Netzwerktreffen mit intensivem Erfahrungsaustausch und Fachvorträgen zu jeweils einem Thema zu energieeffizienten Investitionsmöglichkeiten und organisatorischen Maßnahmen vor. Ein jährliches Monitoring erfasst die Zielerreichung.

In Deutschland gibt es inzwischen etwa 60 derartige Netzwerke mit mehr als 700 teilnehmenden Unternehmen. Im Durchschnitt realisieren diese Teilnehmer mit gut zwei Prozent pro Jahr doppelt so viel Energieeffizienz wie der Durchschnitt der Industrie. Die teilnehmenden Betriebe reduzieren nach vier bis fünf Jahren ihre Energiekosten um etwa 180 Millionen Euro, die durchschnittliche Rentabilität der hierfür ergriffenen Maßnahmen liegt bei 30 Prozent interner Verzinsung.

1991 veröffentlichte Professor Jochem erstmalig die theoretischen Potenziale der Energieeffizienz für ein Industrieland anhand der damals zumindest im Labor bekannten Technologien. Diese Analyse vertiefte er 2004 mit einem großen Forscherteam in der Schweiz.

Das Ergebnis: Die heutigen Energiedienstleistungen könnten mit einem Fünftel der heute benötigten Primärenergie im Laufe von etwa 60 Jahren realisiert werden, das heißt bis etwa 2070. Schwerpunkt seiner Forschung ist heute die Energieeffizienz in der Industrie und Wirtschaft unter technischen, ökonomischen und energiepolitischen Aspekten sowie ihrer gesamtwirtschaftlichen und ökologischen Folgewirkungen.

Anlässlich der Ankündigung der Preisverleihung weist Professor Jochem darauf hin, dass die bessere Nutzung von Energie und Material die rentabelste Option sei, um in einer Volkwirtschaft ein nachhaltiges Energiesystem zu etablieren. Wirtschaft, Politik und Medien würden diesen Aspekt aus verschiedenen Gründen vernachlässigen. Es fehle vielfach der Blick für das Ganze und der Wille zu einem Gemeinschaftswerk der Verantwortlichen und der Mächtigen.

Eberhard Jochem, Jahrgang 1942, ist heute Senior Executive im Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI. Zum Fraunhofer ISI kam der Verfahrenstechniker und Ökonom 1973 als wissenschaftlicher Mitarbeiter, nachdem er zuvor an der RWTH Aachen, an der Ludwig-Maximilians-Universität und der TU München sowie an der Harvard University Boston tätig gewesen war.

Zwischen 1983 und 1999 nahm er die Aufgabe des stellvertretenden Institutsleiters des Fraunhofer ISI wahr. Von 1999 und 2008 war Professor Jochem ordentlicher Professor für Nationalökonomie und Energiewirtschaft an der ETH Zürich, wo er das Centre for Energy Policy and Economics (CEPE) gründete. Bereits 1991 hatte Jochem gemeinsam mit Kollegen das Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES) als Spin-off des Fraunhofer ISI gegründet. Heute ist er dessen wissenschaftlicher Leiter.

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Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

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