Kurt Flasch, einer der profiliertesten Kulturwissenschaftler unserer Zeit, erhält den Tractatus

Zum zweiten Mal wird heuer im Rahmen des renommierten Philosophicum Lech der mit 25.000 Euro dotierte TRACTATUS – Preis für philosophische Essayistik vergeben.

Ausgezeichnet wird der unkonventionelle Philosophiehistoriker Kurt Flasch exemplarisch für sein Werk „Kampfplätze der Philosophie“.

Als richtungsweisende Auszeichnung für Wissenschaftsprosa und philosophische Essayistik wurde im Vorjahr vom Philosophicum Lech der Tractatus ins Leben gerufen. Mit 25.000 Euro gehört er zu den höchstdotierten Buchpreisen im deutschsprachigen Raum. „Der Tractatus soll ein verlässlicher Indikator für höchste Qualität sowie ein Beitrag zur Standortbestimmung in philosophisch und gesellschaftlich relevanten Diskursen sein“, wie der Philosoph und wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech Konrad Paul Liessmann unterstreicht.

Prämiert werden herausragende kulturwissenschaftliche Publikationen, die philosophische Fragen in erweitertem Sinne unter Entwurf neuer Perspektiven ambitioniert und einer breiten Öffentlichkeit verständlich diskutieren.

Nach dem Kulturpublizisten Franz Schuh, der im Vorjahr beispielhaft für sein Werk „Memoiren. Ein Interview gegen mich selbst“ ausgezeichnet wurde, geht der Tractatus heuer an den Philosophiehistoriker Kurt Flasch. Prämiert wird der deutsche „Grandseigneur der Geistesgeschichte des Mittelalters“ exemplarisch für sein Werk „Kampfplätze der Philosophie“, erschienen im Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt a. Main 2009. Mit dieser für Furore sorgenden Abhandlung über die großen philosophischen Kontroversen von Augustinus bis Voltaire konnte sich der streitbare Mediävist gegen kaum weniger brillante Bücher der im Juli veröffentlichten Shortlist zum Tractatus durchsetzen. Letztere soll alljährlich ein willkommener Anstoß zu höchst anregender Lektüre sein.

„Unsere Wahl fiel auf Kurt Flasch, weil er die vermeintlich verstaubte Philosophiegeschichte aus toten Archiven sowie abstrakten Systemen befreit und dabei durch seine profunden Kenntnisse und mit seiner anschaulichen Sprache unerschrocken gezeigt hat, dass das Denken immer aus lebendigen Kontroversen besteht und keine Angelegenheit einer einmal festgezurrten 'Wahrheit' ist“, erläutert die Philosophin Ursula Pia Jauch, die gemeinsam mit Rüdiger Safranski sowie dem Journalisten Helmut A. Gansterer die hochkarätige Jury des Tractatus stellt. „Nicht zuletzt hat uns Kurt Flasch gelehrt, dass das Mittelalter nicht 'dunkel' war und die Geschichte der Philosophie eine äußerst lebendige Affäre ist, die ganz direkt in die gegenwärtige Welt hineinreicht“, so Jauch.

Neben der Originalität des Denkansatzes und gelungener sprachlicher Gestaltung, die bei Kurt Flasch außer Frage stehen, gehört zu den Kriterien für die Verleihung des Tractatus die Relevanz des Themas. Gerade diesbezüglich gilt dem Preisträger höchster Respekt, gelingt es ihm doch, Wendepunkte der abendländischen Philosophie auf fesselnde Weise neu zu erschließen, indem er sie vor dem Horizont ihrer Zeit als intellektuelle Entscheidungssituationen analysiert, die bis in die Gegenwart wirken. Der sich harmonisierenden philosophiegeschichtlichen Entwürfen widersetzende Ansatz entspricht einer Intention des Tractatus. „Denn wer philosophiert, ist meist unzufrieden mit den Welterklärungen, die er vorfindet“, so Kurt Flasch im Vorwort seines prämierten Werkes.

Die Verleihung des auf Anregung von Michael Köhlmeier ins Leben gerufenen Tractatus erfolgt am 25. September 2010, um 21:00 Uhr im Rahmen des Philosophicum Lech. Unter dem Titel „Der Staat. Wie viel Herrschaft braucht der Mensch?“ wird dieses vom 22. bis 26. September wieder für eine facettenreiche Thematisierung der höchst aktuellen Fragestellung in Vorträgen und öffentlicher Diskussion durch renommierte Philosophen, Kultur- und Sozialwissenschaftler garantieren. Der Tractatus spiegelt als ambitionierte Initiative nicht zuletzt das Selbstverständnis des Philosophicum Lech, das sich als ein herausragender Ort intellektueller Auseinandersetzung etabliert hat, um Philosophie auf die Höhe der Zeit zu bringen.

Weitere Informationen unter
http://www.philosophicum.com und http://www.lech-zuers.at
Anhänge abrufbar unter:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20100910_OTS0026
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