Gewinner des Forschungswettbewerbs "Alternde Räume. Infrastruktur und Nahversorgung" ausgezeichnet

Der von der Schader-Stiftung gemeinsam mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt ausgelobte Wettbewerb fand im Rahmen der Initiative „Nationale Stadtentwicklungspolitik“ statt und wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert.

Lehrforschungsprojekte an Hochschulen waren aufgerufen, über einen zweijährigen Zeitraum Untersuchungen in „alternden Räumen“ vor Ort durchzuführen und konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Mitglieder der zwölf teilnehmenden Forschungsprojekte haben ihre Arbeit und Forschungsergebnisse auf der öffentlichen Fachtagung „Alternde Räume. Infrastruktur und Nahversorgung“ am 22. Juni 2009 in Darmstadt vorgestellt.

Unter alternden Räume werden Stadtteile oder ländliche Gebiete verstanden, die ein statistisch höheres Alter der Bewohnerschaft aufweisen. Es sind Gebiete, in denen relativ viele ältere und alte Menschen leben bei vergleichsweise wenigen Kindern / Jugendlichen sowie Vertretern der mittleren Altersklassen. Diesen Räumen fehlt es oft an Angeboten der Infrastruktur und Nahversorgung. In einer automobil und marktwirtschaftlich ausgerichteten Gesellschaft finden sich immer weniger Versorger, die sich der Bewohnerschaft alternder Räume widmen. Die Lehrforschungsprojekte untersuchten Bedingungen von Infrastruktur und Versorgung in den Bereichen Gesundheit, Mobilität und Wirtschaft und formulierten Handlungsergebnisse für die Akteure vor Ort.

Während der Tagung wurden die besten, von einer Fachjury ausgewählten Lehrforschungsprojekte mit einem Geldpreis geehrt. Es wurden ein erster, ein zweiter und drei dritte Preise vergeben. Die Laudatio auf die Preisträger hielt Professor Dr.-Ing. Iris Reuther , Fachgebiet Stadt- und Regionalplanung, Universität Kassel und Kuratorin der Schader-Stiftung.

Der Jury gehörten an: Dieter Emig, Bauverein AG und Mitglied der Darmstädter Runde, Prof. Dr. Charlotte Höhn, ehemalige Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, Prof. Dr.-Ing. Iris Reuther und Susanne Tatje, Projektbeauftragte Demographische Entwicklungsplanung der Stadt Bielefeld.

Die Preisträger und ihre Arbeiten sind:

1. Preis: „Zukunft trifft Alter. Sicherung von Versorgung und Verkehr in alternden Räumen am Rande der Großstadt“

Technische Universität Dortmund
unter der Leitung von Dipl.-Ing. Micha Fedrowitz und Dipl.-Ing. Florian Krummheuer
Aus der Begründung der Jury:
Das Projekt der Universität Dortmund für drei Siedlungsbereiche der Städte Köln, Bottrop

und Recklinghausen widmet sich unter dem Motto „Zukunft trifft Alter“ der Sicherung von Versorgung und Verkehr in Randlagen der Großstädte. Die gut begründete Auswahl der Betrachtungsräume und die sorgfältige Analyse verdeutlichen in prägnanter Weise eher die „Normalfälle“ für alternde Räume in großen Teilen von Deutschland. Deshalb würdigt die Jury ausdrücklich die intergenerative Herangehensweise und tiefgründige Bestandsaufnahme der Untersuchung, die plausible Herleitung und schließlich die nuancierten Handlungsempfehlungen für die drei verschiedenen Siedlungsbereiche. Sie werden dem Thema in seiner Tragweite, aber auch in seiner Realität besonders gut gerecht und zeigen einen Weg auf, wie die Entwicklung von „alternden Räumen“ genau zu beobachten und angemessen zu begleiten ist.

2. Preis: „Die alternde Siedlergemeinschaft. Allerheiligenberg / Lahnstein“

Technische Universität Kaiserslautern
unter der Leitung von Prof. Dr. Annette Spellerberg
Aus der Begründung der Jury:
Das Projekt der Universität Kaiserslautern für die Siedlergemeinschaft in Allerheiligenberg / Lahnstein widmet sich einem besonderen Fall und einer extremen Konstellation für einen alternden Raum. Die Studierenden haben sich intensiv und damit auch intergenerativ in die Situation vor Ort eingearbeitet und eingebracht. Deshalb gelingt es ihnen besonders gut, für die Siedler und den externen Wohnstandort angemessene und plausible Empfehlungen, wie den besser platzierten Briefkasten, einen Treff in einem leer stehenden Haus, ein Anruftaxi oder ein Infoblatt mit allen wichtigen Adressen für Notfälle zu formulieren. Die Jury hegt viel Sympathie für das engagierte Vorgehen und die mit dem Projekt vorgetragene Haltung im Umgang mit einem Ort und seinen sozialen Realitäten.

3. Preis: „Sicherung der medizinischen Versorgung in Ostholstein“

Technische Universität Dortmund
unter der Leitung von Dipl.-Ing. Anke Bergmann
Aus der Begründung der Jury:
Das Projekt der Universität Dortmund zur medizinischen Versorgung in Ostholstein steht für einen großräumigen regionalen Entwicklungsansatz. Die intergenerative Herangehensweise ist mit den Recherchen vor Ort und der Zukunftswerkstatt in entsprechender Zusammensetzung gut gegeben. Das Konzept basiert auf einer sorgfältigen Bestandsaufnahme sowie einem angemessenen Methodenapparat und mündet in originellen prototypischen Handlungsempfehlungen, wie den Marktreff, die Pflegeschwester mit Videotelefon oder einen Patientenbus. Die Jury würdigt insbesondere den konsequenten Fokus auf die regionale Ebene.

3. Preis: „Demographiebezogenes Entwicklungskonzept für Ründeroth“

Universität Siegen und Fachhochschulen Bochum, Dortmund und Köln
unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hilde Schröteler-von Brandt und
Prof. em. Dieter Prinz
Aus der Begründung der Jury:
Das demographiebezogene Entwicklungskonzept der Universität Siegen für den Ortsteil Ründeroth der Gemeinde Engelskirchen reagiert vor allem auf die Besonderheiten einer topographisch bewegten Stadtlandschaft und leitet aus der demographischen Situation und Perspektive der Wohnbevölkerung einen städtebaulich intendierten Ansatz ab. Die intergenerative Arbeitsweise im Zusammenhang mit einer intensiven Bestandsaufnahme und Gesprächsführung vor Ort mündet in eine plausible SWOT-Analyse, eine klare Zielformulierung und die gut nachvollziehbaren Projektvorschläge für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit der öffentlichen Räume. Die Jury würdigt vor allem die Stimmigkeit von Analyse und Konzept.

3. Preis: „When I'm sixty-four: Das Märkische Viertel im Umbruch“

Technische Universität Berlin und Institut für gerontologische Forschung
unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe-Jens Walther, Dr. Birgit Wolter und
Dipl.-Soz.-Wiss. Frank Ritterhoff
Aus der Begründung der Jury:
„When I'm sixty-four…“ – so betiteln die Autoren der TU Berlin ihr Konzept für das Märkische Viertel im Umbruch, das sich auf einen „Klassiker“ des modernen Städtebaus der 1960er Jahre in Berlin bezieht. Die interdisziplinäre und interaktive Bestandsaufnahme wird als umfassend und reflektiert eingeschätzt, da sie neben den demographischen Aspekten einer alternden Wohnbevölkerung auch die Problemlagen von Migranten beleuchtet. Die Jury würdigt ausdrücklich, dass sich die Bearbeiter des Projektes diesem Thema gestellt haben, wobei die Durchdringung dieses Aspektes naturgemäß nicht in allen Positionen tiefgründig sein konnte. Die zahlreichen phantasievollen Handlungsempfehlungen sind detailliert ausgearbeitet worden. Sie sind von der Jury durchaus kontrovers diskutiert worden, da sie neben ihrer Originalität zugleich Fragen nach ihrer Umsetzbarkeit aufwerfen.

Media Contact

Peter Lonitz idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Herzinsuffizienz: Zwei Jahre mit Herzpflaster

Patient berichtet über Erfahrungen. Weltweit einzigartig: Patient*innen mit Herzschwäche wurde im Rahmen einer Studie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) im Labor gezüchtetes Herzgewebe implantiert. Das sogenannte…

Ereignisbündel verstärken Klimafolgen

Was passiert in Ostfriesland, wenn Sturmfluten und Starkregenereignisse gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum auftreten? Welche Auswirkungen haben diese Ereignisse auf den Insel- und Küstenschutz, die Binnenentwässerung, die Süßwasserversorgung und…

Essen, Kontaktpflege oder Erkunden

Wie das Gehirn zwischen Verhaltensweisen umschaltet. Wie schaltet unser Gehirn zwischen verschiedenen Verhaltensweisen um? Eine aktuelle Studie liefert nun eine erste Antwort auf diese zentrale neurowissenschaftliche Frage. Die Forschenden untersuchten…

Partner & Förderer