Fördermillion aus Brüssel für Bonner Ökonomen

In der vorangegangenen Förderperiode hatten sich knapp 2.200 Wissenschaftler aus ganz Europa um einen Advanced Grant beworben. Deutschlandweit konnten sich lediglich 26 von ihnen über eine Zusage aus Brüssel freuen. Die aktuellen Zahlen stehen noch nicht fest.

In dem ERC-Projekt geht es um die Preisbildung bei knappen, kurzlebigen Gütern und stark fluktuierender Nachfrage. Ein Beispiel sind Flugtickets: Bei vielen Fluglinien ändert sich der Ticketpreis inzwischen je nach Zeit bis zum Flug und Anzahl der belegten Plätze extrem kurzfristig. Die Unternehmen versuchen so, insgesamt einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen.

„Wir versuchen derartige Preisbildungsprozesse theoretisch besser zu verstehen und weiter zu optimieren“, erklärt Professor Moldovanu. Denn aus einer guten Theorie lassen sich oft Antworten auf handfeste praktische Fragen ableiten. Zum Beispiel: Wie groß soll das Flugzeug für eine bestimmte Verbindung sein? Macht es Sinn, eine Business-Klasse einzurichten? Und wenn ja: Wie viele Plätze sollen dafür reserviert werden?

Professor Moldovanu gilt als internationale Kapazität auf dem Gebiet des „Mechanism Design“ – einer Theorie, für deren Entwicklung die drei US-Ökonomen Leonid Hurwicz, Eric Maskin und Roger Myerson 2007 mit dem Nobelpreis belohnt wurden. Darin geht es um die Kunst, die Regeln von Institutionen (z.B. Handelsplattformen, Wahlsysteme, Steuersysteme) so zu gestalten, dass sie zu den gewünschten Ergebnissen führen. Das besondere Interesse des Bonner Ökonomen gilt dabei großen Auktionen wie der Versteigerung der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000. Die Arbeiten des Wirtschaftstheoretikers haben oft einen starken Praxisbezug. So entwickelte er für General Electric (USA) und den RWE-Konzern Auktionen zur Versteigerung von Elektrizität an Unternehmen. Für den neuseeländischen Fonterra-Konzern konzipierte er dagegen eine Plattform für den Vertrieb von Milchprodukten, deren Ergebnisse inzwischen als weltweite Referenzpreise dienen.

Moldovanu wurde 1962 in Rumänien geboren. Nach seinem Mathematik- und Ökonomie-Studium in Jerusalem promovierte er an der Uni Bonn beim Wirtschaftsnobelpreisträger Professor Dr. Reinhard Selten. 1995 übernahm er eine Professur an der Universität Mannheim, bevor er 2002 wieder nach Bonn wechselte. Seitdem hat er zahlreiche Gastaufenthalte in England und den USA absolviert. 2001 wurde er mit dem Max-Planck-Forschungspreis ausgezeichnet; 2004 folgte der renommierte Gossen-Preis. Im selben Jahr wurde er zum Fellow der Econometric Society ernannt – eine seltene Ehre; momentan gibt es in Deutschland nur acht weitere Fellows. Moldovanu ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Kontakt:
Professor Dr. Benny Moldovanu
Lehrstuhl für Ökonomische Theorie II, Universität Bonn
Telefon: 0228/73-6395 oder -9242
E-Mail: mold@uni-bonn.de

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Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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