Neuer Biomarker für die Diagnose der Leberzirrhose: RUB-Forscher identifizieren verräterisches Protein

Künftig soll eine Blutabnahme genügen, um den Grad der Leberfibrose abschätzen zu können: Forschern der NRW-Nachwuchsgruppe am Medizinischen Proteom-Center der RUB unter Leitung von Dr. Kai Stühler ist es gemeinsam mit Hepatologen vom RUB-Klinikum Bergmannsheil und internationalen Kollegen gelungen, neue Biomarker für die Diagnose der Leberfibrose zu identifizieren. Sie berichten in der Fachzeitschrift Hepatology.

Bisheriger Stellenwert der Leberbiopsie bei chronischer Hepatitis C – Infektion

Bei der Leberfibrose, meistens hervorgerufen durch Alkoholkrankheit oder eine chronische Virushepatitis, wird geschädigtes Lebergewebe zunehmend durch Bindegewebe ersetzt, was im Endstadium der Erkrankung in eine Leberzirrhose mündet. Etwa 60 bis 80 Prozent der akuten Hepatitis C-Virusinfektionen verlaufen chronisch und führen damit zu einer dauerhaften Schädigung der Leber. Die Therapie der Hepatitis C mit Peg-Interferon alpha und Ribavirin ist langwierig, belastend und bei ungünstiger Konstellation für 50 Prozent der Patienten nicht erfolgreich. Zur Indikationsstellung einer antiviralen Therapie und zur Verlaufskontrolle erlaubte bisher allein die Leberbiopsie die zuverlässige Beurteilung des Fibrosestadiums und damit des individuellen Therapieerfolgs – eine für den Patienten unangenehme und aufwändige Prozedur.

Neue Wege zum Biomarker

Dr. Barbara Sitek und Prof. Dr. Helmut E. Meyer vom Medizinischen Proteom-Center sowie Dr. Christian Mölleken und Prof. Dr. Wolff Schmiegel vom RUB-Klinikum Bergmannsheil machten sich daher gemeinsam mit Kollegen aus Kiel, Dänemark und den USA auf die Suche nach Biomarkern: Stoffen, die im Blut nachweisbar sind und Rückschlüsse auf den Zustand der Leber erlauben. Um zuverlässige Biomarker zu finden, beschritt die Forschergruppe neue Wege und nutzte die Proteomanalyse von erkranktem Lebergewebe. Die Forscher interessierte dabei, welche Proteine das Lebergewebe in welchem Krankheitsstadium charakteristischerweise produziert. Durch Kombination hochsensitiver Methoden wie der 2D-DIGE Technik und Massenspektrometrie (detaillierte Erläuterung der Methoden siehe http://www.medizinisches-proteom-center.de) konnten geringste Probenmengen von nur 3500 Zellen analysiert werden. Das hierbei identifizierte Protein MFAP4 stellte sich in einem umfangreichen Probenkontingent von Patienten des Kompetenznetzes Hepatitis (HepNet) als Biomarker mit hoher diagnostischer Genauigkeit heraus.

Identifizierungskonzept bestätigt

Künftig soll es daher genügen, eine Blutprobe eines Patienten zu analysieren, um sowohl das Stadium seiner Lebererkrankung zu diagnostizieren als auch den Erfolg einer Therapie bei Hepatitis C zuverlässig zu verfolgen. „Unsere Ergebnisse bestätigen erneut unser Konzept zur Identifizierung von Biomarkern mithilfe der gewebebasierten Proteomanalyse“, zeigt sich Kai Stühler zufrieden.

Titelaufnahme

C. Mölleken, B. Sitek, C. Henkel, G. Poschmann, B. Sipos, S. Wiese, B. Warscheid, C. Broelsch, M. Reiser, S.L. Friedman, I. Tornøe, A. Schlosser, G. Klöppel, W. Schmiegel, H.E. Meyer, U. Holmskov, K. Stühler: Detection of novel biomarkers of liver cirrhosis by proteomic analysis. In: Hepatology, 2. Dezember 2008, DOI: 10.1002/hep.22764

Weitere Informationen

Dr. Kai Stühler, Medizinisches Proteomcenter der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-27561, E-Mail: kai.stuehler@rub.de, Internet: http://www.medizinisches-proteom-center.de

Redaktion: Meike Drießen

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