Langlebigste Organismen der Welt entdeckt

Mit einer Überwinterungszeit von bis zu 100 Mio. Jahren gehören Bakterien zu den Lebewesen mit den längsten Lebenszyklen. Entdeckt wurden die Rekordhalter vom Forscherteam um Casey Hubert von der Geosciences Group an der Newcastle University am arktischen Meeresboden vor der Küste Spitzbergens.

Die Forscher haben im Sediment biologische Aktivitäten vor der Küste der Insel erforscht. Sie waren auf der Suche nach Organismen, die in der Kälte gedeihen, allerdings unter wärmeren Temperaturen sterben. Huberts Team konnte am Meeresboden eine bisher unerwartete Klasse von hitzeliebenden Mikroben – so genannte Thermophile – entdecken, die im Sediment als Sporen lebten und erst bei Temperaturen um 50 Grad Celsius auskeimen.

Thermophile Mikroben im Eismeer

Ein Blick auf die Gensequenz der thermophilen Mikroben zeigte deutlich, dass sie mit Bakterien von Ökosystemen wie den warmen, sauerstoffarmen Tiefen der ozeanischen Kruste oder der Oberfläche von Ölreservoirs am nächsten verwandt sind. Daher stellte sich die Frage, wie diese Mikroben in die eisigen Tiefen der Arktis kamen.

Huberts Theorie, die beim Treffen der Gesellschaft für Mikrobiologie in Nottingham vorgestellt wurde, geht dahin, dass aufsteigende Strömungen einige Zellen aus den heißen Tiefen nach oben schleudern und sie anschließend in die kalten Gewässer der Arktis gelangen. Dort „schlafen“ sie im stetig wachsenden Sediment bis die Umgebung so warm ist, dass sie auskeimen können. Die Forscher konnten die höchste mikrobielle Aktivität bei Temperaturen um 20 Grad Celsius feststellen. Stärkere Aktivitäten waren auch im Bereich unter 40 und um 55 Grad feststellbar.

Verschiedene Theorien denkbar

Für Hubert ist das Sediment wie eine schlafende Samenbank von Thermophilen. Eilig haben es diese Sporen jedoch nicht, denn sie bleiben mehrere Jahrmillionen in Ruheposition bis sie schließlich unter den günstigsten Bedingungen auskeimen. „Das könnte erklären, wie Thermophile diese Nischen im Untergrund kolonialisieren und die Biosphäre in der Tiefsee besiedeln“, schreibt Hubert.

Diese Meinung teilt jedoch der Geomikrobiologe John Parkes von der University of Cardiff nicht: „Der gesamte Ozean ist durch die tiefe ozeanische Kruste alle paar Mio. Jahre in einem Umlauf. Das bedeutet, dass verschüttete Sedimente eingebracht werden, wenn Flüssigkeiten auf dem Weg zurück ins Meer über sie fließen.“

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.ceg.ncl.ac.uk

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer