Diagnose-Sticks zur Bienengesundheit, abschreckende Zusatzstoffe in Pflanzenschutzmitteln und Sexual-Duftstoffe, die Bienen-Parasiten verwirren: mit dem Projekt FIT BEE suchen Forscher und Praktiker in einem breiten Bündnis nach Ursachen und Lösungen für die regelmäßig auftretenden Bienenschäden.
Zunehmend hätten auch diejenigen Imker höhere Verluste, die „eigentlich alles richtig machen“, so der Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim.
Und die Probleme häufen sich. „Inzwischen haben wir alle zwei bis drei Jahre einen Winter, den bis zu 30 Prozent der Völker nicht überleben.“ Für Dr. Rosenkranz ein Hinweis, dass der „Superorganismus“ Biene insgesamt geschwächt sein könnte.
„Mit Einzelmaßnahmen kommen wir beim Bienensterben nicht weiter“, so der Leiter der Landesanstalt. „Die Ursachen dürften ein ganzes Bündel an Gründen sein, die wir systematisch angehen müssen.“
Wir müssen daher zunächst die komplexen Wechselwirkungen zwischen Einzelbienen, Bienenvolk, Bienenkrankheiten und Umweltparametern besser verstehen. Aus diesen Forschungsergebnissen soll dann eine „Checkliste“ für den Imker erstellt werden, in der die Bedingungen für einen guten Bienenstand und ein gesundes Bienenvolk aufgelistet sind.Denn nach einem verlustreichen Winter blieben vor allem starke Völker mit geringem Befallsgrad am Leben. Aber auch bei diesen baut sich im Verlauf von ein bis zwei Jahren wieder ein Parasitenbefall auf, der ein erneutes Drittel der Bienenvölker hinwegrafft.
Die Ursachen-Analyse lasse sich recht leicht auf die Varroa-Milbe als Hauptproblem eingrenzen: Der Parasit wurde in den 70er Jahren aus Asien eingeschleppt. Als Blutsauger und Krankheitsüberträger schädigt er die Tiere doppelt.Im Rahmen von FIT BEE arbeiten die Forscher der Universität Hohenheim an einer biologischen Bekämpfung. „Dazu müssen wir erst einmal tief in die Biologie von Parasit und Biene einsteigen.“
Eine Idee der Forscher: Die Sexual-Duftstoffe der Milben zu identifizieren und diese dann zur Verwirrung der Männchen einzusetzen. „Die ersten Zwischenergebnisse sind ermutigend. Es ist allerdings ein gewagter Ansatz mit vielen Detail-Problemen. Insofern sind wir weit entfernt von einer Garantie, dass es auch klappt.“Ersteres ist sogar für die Landwirte interessant. Zum Beispiel beim Raps, der für Imker und Bauern gleichermaßen wichtig ist.
„Vom Zeitpunkt her muss Raps gegen Pilzkrankheiten zur Blütezeit gespritzt werden. Doch die Blüten halten sogar einen Teil des Spritzmittels zurück – dabei ist eigentlich nur der grüne Teil gefährdet“, sagt Dr. Wallner. Eine Technik, die die Pflanzen unterhalb der Blütenebene besprüht, könnte effektiver und auch sparsamer sein. Die Blüten bleiben dagegen wirkstofffrei. Das kommt den Bienen natürlich entgegen.
Erste Tests liefen bereits an der Universität Hohenheim. Einen Teil der Versuchsflächen der Versuchsstation für Agrarwissenschaften ließ Dr. Wallner wie bislang üblich von oben besprühen. Den anderen mit neuen Prototypen. Bei der Entwicklung kooperiert der Bienenkundler mit einem führenden Anbieter für Spritzdüsen aus der Region.Das Problem: „Die Wirkung verpufft im Freien sehr schnell“. Das Forschungsprojekt FIT BEE plant deshalb eine Methoden-Anleihe aus der Lebensmittel- und Pharma-Industrie: „Wir wollen die Stoffe so verkapseln, dass sie nur nach und nach freigesetzt werden.“ Eine Wirkzeit von ein bis zwei Tagen sei „schon ein gigantischer Erfolg“.
Auch hier steht noch Grundlagenforschung an: „Wir müssen überhaupt erst Methoden entwickeln, wie wir ganze Serien von Wirkstoffen testen können“, meint Dr. Wallner. Denn tatsächlich sei die Idee nicht ganz neu. „Dank FIT BEE können wir sie aber richtig konsequent verfolgen – und haben Partner, die den Transfer in die Praxis erlauben.“„Wir fragen uns: Wo ist die Obergrenze? Und: kann man Tipps für den Standort geben? Bienen fliegen einen Umkreis von 2 Kilometer ab. Wie muss die Landschaft in diesem Umkreis strukturiert und wie viel Pollen verfügbar sein?
Eine weitere Arbeitsgruppe widmet sich einem Faktor, der bisher selten beleuchtet wurde: Wetter- und Klima-Einflüsse. „Auch hier müssen wir erst einmal Grundsatzfragen klären: Was ist wichtig am Wetter und wie erfasse ich das? Erst dann kann man die Frage klären, ob Völker bei bestimmten klimatischen Schwankungen anfälliger für Krankheiten sind.“Dr. Annette Schroeder, Universität Hohenheim, Landesanstalt für Bienenkunde, Tel.: 0711 459- 22678, E-Mail: annette.schroeder@uni-hohenheim.de
Florian Klebs | idw
Weitere Informationen:
http://www.fitbee.net
http://www.uni-hohenheim.de
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