Knochenfresser: Wurm entsorgt Walskelett

Es kommt nicht häufig vor, dass ein paar Löcher in einem alten Knochenteil den Eingang in ein renommiertes Wissenschaftsjournal schaffen. Nun ist das geschehen – und zwar in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Forscher der Universität Kiel berichten, den ersten fossilen Nachweis des Wurms „Osedax“ entdeckt zu haben. Er lebt auf dem Tiefsee-Grund und hat eine Lieblingsspeise: Walknochen.

Erst zwei Funde geglückt

Äußerlich ähnelt der zwei-Zentimeter-Winzling einer Zwiebel, berichtet Forschungsleiter Steffen Kiel im pressetext-Interview. „Er hat ein wurzelähnliches Ende, an dem symbiotische Bakterien leben. Mit Hilfe dieser löst er die Kollagene der Knochensubstanz und frisst sich somit in den Knochen hinein.“ Ein einziges lebendes Exemplar vom Osedax wurde bisher in einem Walkadaver in 2.800 Metern Meerestiefe vor der Küste Kaliforniens gefunden (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/040730020/ ).

Um Genaueres über das seltsame Tier zu finden, suchen Paläontologie seit sechs Jahren emsig nach fossilen Spuren, die eine Bestimmung seines geologisches Alter ermöglichen. Kiel dürfte das nun endlich geglückt sein. Als der US-Fossiliensammler Jim Goedert das Foto eines fossilen Knochenstückes eines Wals zusandte, läuteten bei ihm die Alarmglocken. „Das Bild zeigte die gleichen Bohrlöcher wie das Wurmexemplar vor sechs Jahren zurückgelassen hatte“, berichtet der Paläontologe.

Harter Knochen kein Problem

Der Rest der Forschung war ein Kinderspiel. Eine Computertomografie gab Aufschluss über die Bohrlöcher und Hohlräume ohne das Knochenfragment zu zerstören. Schließlich zeigte die Bestimmung durch Leitfossilien, dass es sich bei dem Knochenspender um einen 30 Mio. Jahre alten Urahn des Bartenwals handelte. „Das Alter des Fossils fällt mit dem Zeitraum zusammen, ab dem Wale auf dem offenen Ozean nachgewiesen werden können“, erklärt Kiel. Selbst der harte Walknochen wurde somit schnell als Nahrungsquelle in der so nahrungsarmen Tiefsee erschlossen.

Der Knochenfresser-Wurm dürfte sehr schnell bei seiner Arbeit vorgehen. Langzeit-Beobachtungen bei einem toten Blauwal haben gezeigt, dass sogar das Skelett in fünf Jahren völlig zersetzt wird. Auch Schweine wurden am Meeresgrund versenkt, um den biologischen Abbau zu untersuchen (siehe: http://pressetext.com/news/100306009/ ). „Eine andere Forschung in Kalifornien beobachtet, wie schnell sich ein Kuhknochen auflöst, und auch hier dürfte der Osedax am Werk sein. Doch wie oft gelangt schon eine Kuh auf den Meeresgrund?“ gibt der Forscher zu bedenken.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.ifg.uni-kiel.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer