Gefäßversorgung des Tumors modulieren: Eine neue Strategie der Krebsbekämpfung

Eine Normalisierung oder Aktivierung dieser Blutgefässe, gepaart mit speziellen Immunstrategien gegen den Tumor, ist ein vielversprechender neuer Ansatz zur Krebsbehandlung, den Prof. Dr. Ruth Ganss, Western Australian Institute for Medical Research, Perth, beim 2nd European Congress of Immunology ECI 2009 in Berlin präsentiert.

Bisher konzentrierte sich das Forschungsinteresse vor allem darauf, Tumorgefäße zu zerstören. Man weiß, dass nach Zerstörung der Gefäße die Tumoren langsamer wachsen. Ganss beschreitet einen ganz neuen Weg. Ihr Ziel ist die Entwicklung einer Kombinationstherapie, bei der Immunzellen aktiviert und gleichzeitig die Tumorgefäße so verändert werden, dass die Immunzellen in den Tumor eintreten und ihn dann zerstören können.

„Unser Labor hat verschiedene Wege gefunden, um mit der so genannten Angiogenese, dem unkontrollierten Wachstum neuer Blutgefäße im Tumor, interferieren zu können“, sagt Ganss. Die Wissenschaftler haben beispielsweise ein Master-Gen beschrieben, das in den Blutgefäßen innerhalb eines Tumors eine zentrale Rolle spielt. Durch Entfernung dieses Gens bei Mäusen war es möglich, den Prozess der Angiogenese umzukehren, so dass die Tumorgefäße anschließend normal erschienen. „Das Besondere dabei war, dass diese Normalisierung das Tumormilieu in einer Weise verändert, die den Eintritt von Immunzellen wieder ermöglicht“, betont Ganss. In Versuchen an Mäusen resultierte dies in einer Tumorzerstörung und dramatisch verbesserten Überlebensraten der Tiere.

Darüber hinaus machten sich die Wissenschaftler besondere Charakteristika der abnormen Tumorgefäße zunutze, um gezielt Entzündungsfaktoren in den Tumor einzuschleusen. Diese Faktoren verändern und aktivieren die Tumorgefäße in einer Weise, dass Immunzellen die vorhandenen Barrieren durchbrechen und in den Tumor hineingelangen, um dort ihr zerstörerisches Werk wirksam verrichten zu können.

EFIS (European Federation of Immunological Societies) ist der Dachverband der nationalen immunologischen Fachgesellschaften in Europa. Zu EFIS zählen 28 nationale Fachgesellschaften in 31 europäischen Ländern mit insgesamt 13.000 Mitgliedern. Gemeinsame Plattform ist der European Congress of Immunology, der all drei Jahre stattfindet – in diesem Jahr unter dem Motto: „Immunity for Life – Immunology for Health“ vom 13. bis 16. September in Berlin. Der Kongress bietet über vier Tage ein umfassendes Programm zum aktuellen Wissensstand in der Immunologie. Das Themenspektrum in den mehr als 30 Symposien und 60 Workshops reicht von der Grundlagenforschung bis zur angewandten Immunologie. Im Mittelpunkt stehen die Erkenntnisse zur angeborenen und erworbenen Immunität, die verschiedenen Aspekte immunologischer Erkrankungen sowie die neuesten Möglichkeiten von Immun-Interventionen. Kongresspräsident Professor Reinhold E. Schmidt, Klinik für Immunologie und Rheumatologie der Medizinischen Hochschule Hannover, lädt Journalisten sehr herzlich dazu ein.

Ansprechpartner für Rückfragen:

Prof. Dr. Ruth Ganss

Research Professor
Western Australian Institute for Medical Research
Level 5, MRF Building Rear, 50 Murray St
Perth WA 6000
Australia
Ph: +61-8-9224 0354
Fax: +61-8-9224 0322
E-mail: ganss@waimr.uwa.edu.au
Prof. Dr. med. Reinhold E. Schmidt
Klinik für Immunologie und Rheumatologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Tel.: +49-511-532-6656
Fax: +49-511-532-9067
E-Mail: immunologie@mh-hannover.de
Internet: www.mh-hannover.de/kir.html
Dr. med. Julia Rautenstrauch
Pressereferentin ECI 2009 Berlin
MedCongress GmbH
Geschäftsführer:
Dr. Julia Rautenstrauch, Hans-Joachim Erbel
Postfach 70 01 49
70571 Stuttgart
Tel: +49 711 72 07 12 0
Fax: +49 711 72 07 12-29
Gerichtsstand: Amtsgericht Stuttgart HRB 22288
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