Durchbruch in der Erhaltungszucht von Papageien

Viele Großpapageien sind in ihrer Art bedroht; Erhaltungszuchtprogramme greifen oft nicht. Aufgrund vieler unbefruchteter Eier sind diese Programme oft nur von mäßigem Erfolg gekrönt.

Wissenschaftler am Fachbereich 10 – Veterinärmedizin der der Justus-Liebig- Universität Gießen (JLU) haben nun eine Methodik entwickelt, erstmalig bei mehr als 100 Papageienarten Sperma zu gewinnen und dieses für die künstliche Besamung bei weiblichen Tiere zu verwenden und somit Nachwuchs zu produzieren.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Michael Lierz von der Klinik für Vögel, Reptilien Amphibien und Fische arbeitete mit der Loro Parque Fundacion, Teneriffa, zusammen, um diese neue Methode an mehr als 100 Arten zu testen. Die Loro Parque Fundacion förderte das Projekt auch finanziell.

In einem ersten Schritt wurde die auf einer Elektrostimulierung basierende Methode geprüft und eine neue Kloakalsonde entwickelt. Mit dieser gelang nun die Gewinnung von Papageiensperma in einer der größten Papageienkollektionen der Welt. Bislang gab es keine Methode, die dies bei Großpapageien routinemäßig zuließ.

Es ist dank der neuen Methode möglich, Papageienmännchen direkt auf ihre Spermaqualität und somit Fertilität zu prüfen, was für die Zucht und somit die Arterhaltung ungemein wichtig ist. Das auf diese Art gewonnene Sperma wurde zudem für die künstliche Spermaübertragung bedrohter Arten verwendet. Weibchen, die bislang nur unbefruchtete Eier legten, konnten somit erfolgreich Nachkommen produzieren.

Weltweit erstmalig gelang den Gießener Wissenschaftlern mit Hilfe ihrer Kolleginnen und Kollegen auf Teneriffa die Erzeugung eines Ara-Kükens mittels assistierter Reproduktionstechniken. Dies bedeutet, dass nun auch Tiere, die bislang ohne Nachkommen waren, in Zuchtprogramme integriert werden können. Der Erfolg der Gießener Veterinärmediziner trägt somit dazu bei, dass die genetische Breite bedrohter Arten in Zuchtprogrammen erhöht werden kann. Zwischenzeitlich wurden diese Methode auch bei weiteren hochbedrohte Arten (zum Beispiel beim Spix- Ara (Cyanopsitta spixii)) eingesetzt.

Originalartikel in der Online-Ausgabe der Nature.com Group, Scientific Reports: www.nature.com/srep/2013/130625/srep02066/full/srep02066.html
Kontakt
Prof. Dr. Michael Lierz
Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische
Justus-Liebig- Universität Gießen
Frankfurter Straße 91-93
35392 Gießen
Telefon: 0641 99-38431
Fax: 0641 99-38439

Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 26.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen¬schaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befinden sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).

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Charlotte Brückner-Ihl idw

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