Das Krainer Widderchen, der Blutströpfchenfalter – Insekt des Jahres 2008

Die Färbung ist eine Warnung für Feinde. Raupen und Falter sind giftig.
Der Falter trägt den Namen Blutströpfchen zusammen mit noch einem Dutzend anderen, verwandten Widderchen, die sehr ähnlich aussehen. Das Krainer Widderchen wurde für die ganze Gruppe der Blutströpfchenfalter ausgewählt. An ihren besonderen Fühlern kann man sie auch erkennen, die etwas verdickt und gebogen sind und deshalb an die Hörner eines Widders erinnern. Widderchen gibt es in Deutschland schon seit 30 Millionen Jahren, wie Funde in der Schwäbischen Alb belegen.

Das Krainer Widderchen schlüpft frühestens im Juni aus einem gelben, gesponnenen Kokon, meistens in den Morgenstunden. Die Falter leben höchsten zwei Wochen, in denen sie tagsüber umherfliegen, auf der Suche nach Nektar und nach Partnern, um sich zu vermehren. Die Eier werden vor allem an zwei Pflanzen abgelegt: auf der Esparsette und auf dem Gemeinen Hornklee. Die unauffällig gefärbte Raupe häutet sich zweimal, um dann in die Winterruhe zu gehen. Im April oder Mai wird sie dann erneut aktiv, frisst sich satt und groß und häutet sich noch viermal. Die großen Raupen sind grünlich gefärbt mit schwarzen Flecken an den Seiten und auf dem Rücken. Sie spinnt ein Puppengespinnst, einen gelblichen Kokon an der Spitze eines Grashalms, aus dem nach etwa zwei Wochen der Schmetterling schlüpft. Vom Juni bis zum August sind die farbenfrohen Falter zu beobachten.

Man kann das Krainer Widderchen bei Spaziergängen noch ab und zu sehen. Sein Lebensraum wird jedoch mehr und mehr eingeengt und er ist seltener geworden. Die Magerrasen, in denen die Raupen leben, werden immer weniger, da verbaut und aufgeforstet wird. Am Kaiserstuhl wichen die Magerrasen Weinbergen und damit sind die Falter dort ganz verschwunden. An Böschungen und Bahndämmen sind sie manchmal zu finden. Das Blutströpfchen kommt in ganz Deutschland vor, bis auf die drei nördlichsten Länder Schleswig-Holstein, Nördliches Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, wo es wohl zu kalt ist. Es heißt übrigens Krainer Widderchen, weil es in der Krain in Slowenien erstmals beschrieben wurde.

Die Hauptnahrungsquelle der Raupen ist die Esparsette, eine bis sechzig Zentimeter hohe, rosa blühende Pflanze, die zu den Schmetterlingsblütlern gehört. Sie wächst auf ärmeren, etwas sandigen Kalkböden, eben den typischen Magerrasen. Aus einer Rosette von 10 bis 15 cm langen Fiederblättchen treibt sie verästelte, langgestielte Blütentrauben. Der Blutströpfchenfalter wird daher manchmal auch Esparsetten-Widderchen genannt. Aber Hornklee frisst er auch. Die Falter besuchen außerdem Disteln, Flockenblumen und viele Dolden- und Korbblütler, um dort Nektar aufzunehmen.

Raupen und Falter der Krainer Widderchen produzieren Blausäure und warnen gleichzeitig ihre Feinde mit ihren grellen Farben davor, sie zu fressen. Man sollte sie also nicht berühren und Kinder davor bewahren, die giftigen Raupen in den Mund zu nehmen.

Media Contact

Dr. Wohlert Wohlers idw

Weitere Informationen:

http://www.bba.bund.de/insektdj

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