Grüne Gentechnologie: Aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft und Wirtschaft

Weltweit sind die Anbauflächen gentechnisch veränderter Pflanzen in den letzten Jahren auf über 100 Mio. Hektar angestiegen. In Deutschland ist dagegen mit einem raschen flächendeckenden Anbau gentechnisch veränderter Sorten nicht zu rechnen, so ein Ergebnis einer Studie, den die Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissen-schaften am Montag vorgelegt hat.

„Die weiterhin steigenden Anbauflächen und verschiedene Studien belegen, dass Landwirte von der ersten Generation grüner Gentechnik trotz höherer Saatgutkosten profitieren können“, so der Sprecher der Arbeitsgruppe Ferdinand Hucho von der FU-Berlin. Allerdings unterscheiden sich die Rahmenbedingungen in der EU deutlich von denen in den Anbauländern mit schnell steigender Anbaurate. Hierbei sind in erster Linie die Kennzeichnungspflicht und die Koexistenzregeln beim Anbau wie bei der Verarbeitung transgener und nicht-transgener Pflanzen zu nennen.

„Gleichzeitig ist das Forschungsgebiet der grünen Gentechnik sehr dynamisch und wird weltweit weiterhin intensiv vorangetrieben“, so der Molekularbiologie Bernd Müller-Röber von der Universität Potsdam. Aktuelle Entwicklungen sind beispielsweise die Präzisionszüchtung (Smart Breeding) und Pflanzen, bei denen die Gentechnik lediglich arteigene Gene verwendet (Cis-gene Pflanzen). Beide Technologien werden allerdings die „klassische“ Gentechnologie bei Pflanzen nicht ersetzen können.

Für die Grundlagenforschung fordern die Autoren, dass aus genehmigten Freisetzungsversuchen erfolgende Auskreuzungen nicht als kommerzielles Inverkehrbringen gewertet werden. Dazu müssen Regelungen gefunden werden, die die Forschung nicht behindern, aber gleichzeitig dem Sicherheitsbedürfnis von Landwirten und Verbrauchern Rechnung tragen. In diesem Punkt weist das Eckpunktepapier der Bundesregierung zur Gentechnik in die richtige Richtung.

Das Supplement zur grünen Gentechnologie aktualisiert und ergänzt das Kapitel zur Pflanzenzüchtung im Gentechnologiebericht der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Mit seinem komplexen Monitoring will der Bericht über aktuelle Fragen informieren und zu einer Moderation der öffentlichen Debatte beitragen.

Die von dem Biochemiker Ferdinand Hucho geleitete interdisziplinäre Arbeitsgruppe Gentechnologiebericht besteht aus Naturwissenschaftlern, Geistes- und Sozialwissen­schaftlern. Die Studie schreibt den ersten deutschen Gentechnologiebericht weiter, den die Arbeitsgruppe im September 2005 veröffentlicht hat. Die Arbeit am Gentechnologiebericht soll zunächst bis 2010 fortgeführt werden.

Weitere Ergänzungsbände zur Grünen Gentechnologie, zu Gentherapie und Gendiagnostik sind in Vorbereitung. Weitere Informationen zum Gesamtprojekt sind unter www.gentechnologiebericht zu finden. Arbeitsgruppenkontakt: hucho@chemie.fu-berlin.de oder boysen@bbaw.de

Grüne Gentechnologie – aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft und Wirtschaft
Bernd Müller-Röber, Ferdinand Hucho, Wolfgang van den Daele, Kristian Köchy, Jens Reich, Hans-Jörg Rheinberger, Karl Sperling, Anna M. Wobus, Mathias Boysen und Meike Kölsch.Mit Beiträgen von Volker Beckmann und Christian Schleyer. Herausgegeben von Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Elsevier Spektrum Akademischer Verlag, München, 2007, 180 Seiten, geb., € 25,-, ISBN-13: 978-3-8274-1903-3, ISBN-10: 3-8274-1903-4

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Gisela Lerch idw

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