Mikroproteine unterstützen Chemotherapie

Neue therapeutische Wirkstoffe auf der Basis von Mikroproteinen versprechen eine wirksame Unterstützung von Chemotherapien. Der von dem Göttinger Biotechnologie-Unternehmen Selecore entwickelte Wirkstoff verhindert die therapiebedingte Blutplättchenarmut und fördert die Bildung neuer Blutplättchen.

Selecore steht mit seinem mikroproteinbasierten Wirkstoff kurz vor dem Durchbruch. Das Unternehmen hat sich seit 2001 auf die Entwicklung passgenauer Mikroproteine für verschiedene Indikationsgebiete und Krankheiten spezialisiert. Mikroproteine kommen in der Natur vor. Bei Tieren und Pflanzen regulieren sie biomolekulare Wechselwirkungen. Dabei wirken Mikroproteine im Prinzip wie Antikörper, in dem sie an vorgegebene Zielmoleküle andocken und sie blockieren.

Patienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen, leiden unter Armut an Blutplättchen, der so genannten chemotherapieassoziierten Thrombozytopenie. Dabei werden die Vorläuferzellen für Blutplättchen im Knochenmark beschädigt oder zerstört. Die Folge: Eine schnelle und koordinierte Wundheilung ist durch den Mangel an Blutplättchen nicht möglich, weil der Mindestspiegel an Blutplättchen nicht vorhanden ist.

Damit sich das Knochenmark wieder regenerieren und neue Vorläuferzellen bilden kann, liegen zwischen den einzelnen Behandlungsintervallen oftmals mehrere Wochen und Monate. „Mit Hilfe des neuen Wirkstoffes wird die Bildung von Blutplättchen stimuliert und die Vorläuferzellen können im Verlauf der Chemotherapie schneller gebildet werden“, erklärt Harald Kolmar, wissenschaftlicher Geschäftsführer von Selecore. Nach seiner Ansicht eine entscheidende Voraussetzung für den Therapieerfolg: „Mit kürzeren Regenerationsphasen und einem höheren Behandlungsrhythmus lässt sich der Tumor besser kontrollieren.“

Medizinische Tests haben den neuen Wirkstoffkandidaten in den vergangenen Monaten näher an die Marktreife geführt. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde der Wirkstoff bereits erfolgreich an menschlichen Knochenmarkzellen getestet. Auch Tests an gesunden Mäusen, die das Fraunhofer Institut in Hannover durchgeführt hat, wurden positiv abgeschlossen. Bereits mit geringen Konzentrationen konnte die Anzahl der Blutplättchen um die zwei- bis dreifache Menge erhöht werden. Letzte Klarheit sollen nun Tests mit kranken Mäusen bringen. „Der jüngste Forschungserfolg und die enge Zusammenarbeit zwischen Selecore und öffentlichen Forschungseinrichtungen ist auch ein Beleg für die vernetzte Life-Science-Kompetenz in Niedersachsen“, betont Dr. Thomas Wagner, Geschäftsführer der BioRegioN GmbH, Hannover. Selecore zählt im Rahmen des BioProfils zu den ausgewählten Projekten, die BioRegioN begleitet.

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