Tanganjika-Heringe stammen aus Meeresüberflutung in Westafrika

Dieses Szenario könnte auch die Herkunft anderer endemischer Tierarten im Tanganjikasee erklären, wie der Biologe Tony Wilson im Journal „Public Library of Science One“ (PLoS One) berichtet.

Der Tanganjikasee in Ostafrika ist der älteste der grossen Seen Afrikas und verfügt über eine vielfältige endemische – nur dort vorkommende – Fauna. Die spektakuläre meeresähnliche Vielfalt dieser Fauna hat Forscher vermuten lassen, dass der Tanganjikasee vor Urzeiten einmal mit dem Meer verbunden gewesen sein muss. Neuere geophysikalische Rekonstruktionen weisen jedoch klar darauf hin, dass der Tanganjikasee durch einen Grabenbruch im afrikanischen Subkontinent entstanden ist und nie direkt mit dem Meer verbunden war.

Unbeantwortet blieb hingegen das Tanganjika-Rätsel, weshalb der See eine so spezialisierte und einzigartige Fauna im See aufweist. „Das Fehlen naher verwandter Arten ausserhalb von Tanganjika hat es schwierig gemacht, den zeitlichen Ablauf der Besiedlung des Sees und der Diversifizierung im See selbst zu rekonstruieren“, erklärt Tony Wilson. Um Licht in die evolutionäre Geschichte der Flora und Fauna von Tanganjika zu bringen, bot sich der Süsswasser-Hering an. Die Süsswasser-Heringe gehören nämlich zur grossen Gruppe der Pellonula-Heringsfische, die in ganz West- und Südafrika anzutreffen sind.

Eine Rekonstruktion der Stammbäume aus molekularen Daten, eine so genante Molekularphyloge-netische Rekonstruktion, deutet darauf hin, dass die Heringe den Westen Afrikas vor 25 bis 50 Millionen Jahren nach einer massiven Meeresüberflutung besiedelt haben.

In der Folge haben die Pellonula-Heringsfische in Westafrika eine evolutionäre Aufspaltung durchgemacht. Dabei haben sie sich über den ganzen Kontinent ausgebreitet und schliesslich auch den Tanganjika-See in Ostafrika erreicht, als dieser eben erst gebildet wurde.

„Der Tanganjika-See war also nie direkt mit dem Meer verbunden“, erklärt Wilson. „Die im See vorkommenden endemischen Süsswasser-Heringe sind vielmehr auf eine Meeresüberflutung zurückzuführen, die vor Urzeiten erfolgt ist.“ Dieses Szenario könnte auch die Herkunft anderer endemischer Tierarten im Tanganjikasee erklären.

Kontakt:
Prof. Tony Wilson, Zoologisches Museum, Universität Zürich
Tel: 41 44 635 47 90
E-Mail: tony.wilson@zm.uzh.ch

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Beat Müller idw

Weitere Informationen:

http://www.uzh.ch/

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