Insekt liefert innovatives Insektenschutzmittel

Einem Forscherteam der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ist es gelungen, ein neues Abwehrmittel gegen Ameisen zu entwickeln. Der Wirkstoff ist einem natürlichen Abwehrsekret nachempfunden und verursacht keine Nebenwirkungen wie Hautreizungen. Das neuartige Insektizid wird auf der Analytica, einer internationalen Fachmesse für instrumentelle Analytik, Labortechnik und Biotechnologie, im April in München präsentiert.

„Insekten verursachen weltweit enorme Schäden an Ernteerträgen. Sie stellen ein Problem im Bereich der Wiederaufforstung dar und sind oftmals Überträger gefährlicher Krankheiten wie Malaria oder Gelbfieber“, erklärt René Csuk, Professor für Organische Chemie an der MLU gegenüber pressetext. Daher müsse man Insekten abwehren, erklärt der Wissenschaftler. Csuk und sein Team haben nun ein Mittel entwickelt, das äußerst vielversprechend ist: Der Wirkstoff ist einem natürlichen Abwehrsekret von Kleininsekten gegen Ameisen nachempfunden. Ein Vorteil dabei ist, dass die Substanz nicht hautreizend ist und nicht auf das menschliche Nervensystem wirkt. „Wenn die Substanzen zu toxisch sind, wird zum einen die Umwelt beschädigt, zum anderen schädigt sich der Nutzer auch selbst“, führt der Experte aus.

Bisher kam vor allem das Mittel N,N-Diethyl-m-toluamid, kurz auch DEET genannt, zum Einsatz. Auch das Insektizid Permethrin, ein Nervengift, das gesundheitsschädlich und umweltschädlich ist, wurde zur Vorsorge von Kleidung und Ausrüstungsgegenständen verwendet. Beide Substanzen haben allerdings Nebenwirkungen. DEET kann zu Hautreizungen führen, daher kann man zum Beispiel bei kleinen Kindern nur eine verdünnte Konzentration verwenden. Permethrin wird nur auf unbelebten Oberflächen verwendet und hat bei einer zu hohen Dosierung schädliche Wirkungen auf das menschliche Nervensystem. „Wir haben lange nach einer optimalen Lösung gesucht und sie im Abwehrmittel eines kleinen Insekts gefunden“, erklärt der Forscher. Das kleine Insekt Thrips (Suocerathrips linguis) wehrt sich gegen Ameisen, indem er ein Tröpfchen eines Sekrets absondert.“

Den Forschern ist es nun gelungen dieses Sekret zu analysieren und es künstlich nachzubauen. „Die bisher unbekannte Verbindung, ein (11Z)-Eicosadienylacetat, übt auf Ameisen eine starke Repellentfunktion aus“, erklärt Csuk. Das Sekret habe sich in Versuchen als hochwirksam gegen Ameisen herausgestellt. Zudem sei es sehr gut hautverträglich und habe auf der Haut eine Wirkzeit von sechs bis acht Stunden. Auf der Kleidung konnte die Substanz sogar noch nach drei bis vier Tagen nachgewiesen werden. „Ein weiterer Vorteil ist, dass die Substanz für den Menschen absolut geruchlos ist“, betont Csuk. Bisher habe man das Präparat, das voraussichtlich in etwa ein bis zwei Jahren als fertiges Produkt am Markt sein wird, an Ameisen erfolgreich getestet. „Heimische Stechmücken werden von der Substanz offensichtlich auch abgewehrt. Das gilt auch für Zecken“, erklärt der Chemiker. Weitere Untersuchungen sollen noch folgen, meint Csuk abschließend gegenüber pressetext.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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