Auch Seevögel essen gerne Junk-Food

Nicht nur Menschen, sondern auch Seevögel ernähren sich ungesund: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von französischen Forschern, die in Südafrika Tölpel untersucht haben. Die Vögel ernährten sich in erster Linie von Fischabfällen von Fischkuttern.

Dabei scheinen ihnen allerdings wichtige Spurenelemente abzugehen. Dramatisch wirkt sich dies auf die Aufzucht der Jungen aus. Tölpel ernähren sich normalerweise von fettreichen Fischen wie Anchovis und Sardinen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner Online Ausgabe.

Fischer werfen schon häufig nach dem Fang Fischabfälle – vor allem Innereien – aber auch nicht verwertbaren Beifang über Bord. Nach Angaben von Fischereiexperten macht die Gesamtzahl der Abfälle jährlich etwa 7,3 Mio. Tonnen aus. Bisher war man davon ausgegangen, dass diese Abfälle aufgrund der Tatsache, dass es sich um organisches Material handelt, unbedenklich sind.

Zudem würde man damit Fische und Seevögel füttern.

Nun hat die Studie von Davis Gremillet vom Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Montpellier gezeigt, dass das so nicht stimme.

Das Forscherteam hat insgesamt 444 Südafrikanische Kap-Tölpel über den Zeitraum eines Jahres hin beobachtet. Während der Monate Mai bis September ernähren sich die Seevögel zum Großteil von Abfällen aus der Fischerei. Dabei nehmen die Tiere zum Teil sehr große Stücke Fisch zu sich. Der Großteil der Nahrung sind Abfälle von Seehechten, die vor der Küste Südafrikas intensiv befischt werden. Seehechte leben normalerweise in großen Tiefen und gehören nicht zum Speiseplan der Tölpel. Für erwachsene Vögel ist die Nahrung aus Innereien und Karkassen ausreichen. „Das gilt aber nicht für die Aufzucht von Jungtieren. Diesen fehlt nämlich das Fett, das sie zum Wachsen dringend brauchen“, schreibt der Forscher. Fast ein Drittel der Nährwerte fehlt den Jungtieren, kommen die Forscher zum Schluss.

Die Tölpel, die größere Mengen an Abfallfisch zu sich nahmen, tauchten auch deutlich weniger nach Nahrung. „Genau das ist das Problem. Die Vögel brauchen die kleinen Fische zur Gänze, denn sie enthalten alle notwendigen Nahrungsbestandteile. „Durch Überfischung und wegen Temperaturänderungen sind die Bestände genau dieser Nahrungsfische in den vergangenen Jahren rapide nach unten gegangen“, so der Wissenschaftler. Die Fischbestände sind weiter Richtung Osten gezogen, die Seevögel jedoch nicht. Die Gründe dafür liegen im Brutverhalten der Vögel, die jahrelang die gleichen Nistplätze wählen.

Die Abfälle fördern eine lokale Veränderung nicht gerade. „Auch in der Nordsee konnten wir zeigen, dass Fischabfälle zu negativen Folgen für Seevögel führen, daher nehmen die Fischer ihre Abfälle mit und diese werden an Land zu Fischfutter verarbeitet“, so Gremillet. Das sollten die südafrikanischen Fischer auch machen, rät der Forscher.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.cnrs.fr

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neuartiges Material für nachhaltiges Bauen

Innovativer Werkstoff für eine energieeffiziente Architektur: Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) stellen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Communications ein polymerbasiertes Material mit besonderen Eigenschaften vor. Das…

Neues Antibiotikum gegen Erreger der Flussblindheit und Lymphatischen Filariose

Prof. Achim Hoerauf, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB), und seinem Team ist es in Kollaboration mit der Abteilung Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie…

Evolutionäre Genomik: Folgen biodiverser Fortpflanzungssysteme

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Einrichtung eines neuen Graduiertenkollegs (GRK) in der Biologie an der Universität Göttingen. Das GRK mit dem Titel „Evolutionary Genomics: Consequences of Biodiverse Reproductive Systems…

Partner & Förderer