Bakterien im Darm als Spiegel der Gesundheit

European Journal of Immunology, 46(5)2016 © 2016 The Authors. European Journal of Immunology published WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim.

In unserem Darm leben Billionen von Bakterien – 10mal mehr, als unser Körper Zellen hat. Mehr als 100 verschiedene Bakterienarten bilden diese Darmflora. Die Darmflora hilft uns, unsere Nahrung zu verdauen. Aber sie beeinflusst auch unser Immunsystem.

Die Zusammensetzung unserer Darmflora hängt wesentlich von unserem Lebensstil ab, z.B. davon, was wir essen. Auch Krankheiten können unsere Darmflora verändern. Und eine veränderte Darmflora kann uns krank machen, insbesondere chronische Entzündungen des Darms verursachen, aber auch Rheuma und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen.

Bisher wissen wir nur wenig darüber, denn die Untersuchung der Darmflora ist schwierig. Ein Team aus Wissenschaftlern rund um Dr. Hyun-Dong Chang vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin, einem Institut der Leibniz Gemeinschaft, hat nun gemeinsam mit Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Helmholtz-Instituts für Umweltforschung in Leipzig eine neue Methode entwickelt, die „Mikrobiota-Zytometrie“, mit der die Bakterien der Darmflora einzeln und ultraschnell optisch vermessen werden können.

Mit der „Mikrobiota-Zytometrie“ kann die Zusammensetzung der Darmflora aus Stuhlproben genau bestimmt und einzelne Arten können gezielt isoliert werden. Die neue Methode ist ein Durchbruch bei der Erforschung der Frage, wie die Darmflora unsere Gesundheit bestimmt. Es wird möglich, Krankheiten, die durch Bakterien der Darmflora verursacht werden, früh zu erkennen und gezielt zu behandeln.

Bakterien, die vor Krankheiten schützen, können mit der Methode identifiziert, isoliert, und zur Behandlung eingesetzt werden. Erste Ergebnisse mit der neuen Methode der „Mikrobiota-Zytometrie“ stellten die Wissenschaftler jetzt im European Journal of Immunology vor (1).

Sie untersuchten die Veränderungen der Darmflora bei einer chronischen Darmentzündung. Dabei verschwinden viele Arten von Bakterien, andere breiten sich aus. Die Forscher konnten einige Arten identifizieren, die möglicherweise die Darmentzündung verursacht hatten. Sie werden jetzt genauer untersucht.

Veröffentlichung:
(1) Zimmermann J*, Hübschmann T*, Schattenberg F, Schumann J, Durek P, Riedel R, Friedrich M, Glauben R, Siegmund B, Radbruch A, Müller S**, Chang HD**. High-resolution microbiota flow cytometry reveals dynamic colitis-associated changes in fecal bacterial composition. Eur J Immunol. 2016 May;46(5):1300-3. doi: 10.1002/eji.201646297 */** equal contribution

Kontakt
Prof. Dr. Andreas Radbruch
Wissenschaftlicher Direktor
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, ein Leibniz Institut
Charitéplatz 1
10117 Berlin
Tel: 030 28460 601
raulfs@drfz.de

Media Contact

Jacqueline Hirscher idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.drfz.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer