Innovation auf Abwegen?

Mit »INNOWAVE« hat das Fraunhofer IAO einen neuen Ansatz für die frühe Phase im Innovationsprozess entwickelt. Die Idee besteht darin, Impulse oder neue produktfunktionalitäten in branchenfremden Diziplinen zu suchen und systematisch umzusetzen.

Viele Wege führen zu Innovation. Um die eigene »Innovations-Pipeline« stetig zu füllen, sollten Unternehmen nicht nur die eingetretenen Wege im Innovationsprozess beschreiten, sondern öfter mal versuchen, über Abwege zum Ziel zu gelangen. Denn nur wer den Blick über den eigenen Tellerrand wagt, andere Blickwinkel einnimmt oder »kreative Seitensprünge« unternimmt, stößt auf Ideen, Impulse und Lösungen, die im eigenen Umfeld das Potenzial zur Schaffung von Alleinstellungsmerkmalen haben.

Doch die Suche nach externen Innovationsquellen sollte systematisch erfolgen, sonst führt sie ins Abseits. Derzeit entstehen sogenannte Cross-Industry-Innovationen meist ohne konkrete Vorgehensmodelle und Methoden. Die vorhandenen Ansätze sind wenig verbreitet und beruhen auf einem eher »reaktiven« Leitgedanken: für konkrete technologische Problemstellungen wird in anderen Branchen nach analogen Lösungsmöglichkeiten gesucht. Der Nachteil dabei: die externen Impulse kommen erst bei der Detaillierung des Produktkonzepts. Doch warum sollen Unternehmen die Möglichkeiten des Transfers von branchenfremdem Know-how erst dann nutzen, wenn sie bereits durch die Begrenzung auf technologische Fragestellungen eingeschränkt sind? Warum soll man auf das kreative Potenzial anderer Branchen in den frühen Innovationsphasen verzichten?

Der vom Fraunhofer IAO entwickelte INNOWAVE-Ansatz schließt diese Lücke und bietet Unternehmen die Möglichkeit, das Potenzial branchenfremder Innovationen bereits in den frühen Innovationsphasen zu nutzen. Die Methode verfolgt den Grundsatz, kreative Seitensprünge systematisch und proaktiv auszuschöpfen. Dabei werden durch ein hohes Maß an Interaktion auch die Kreativität und das Know-how von anderen Branchen genutzt.

INNOWAVE basiert auf einem vierdimensionalen Entscheidungsmodell mit den Ebenen »Transfer und Suchfeld«, »Kontrolle und Interaktionsgrad«, »Innovationsquelle« und »Reifegrad des Innovationsbeitrags«. Innovationsverantwortliche und strategische Entscheider können mit Hilfe dieses Modells in der Planungsphase die entscheidenden Fragen stellen und auf dieser Basis eine systematische Suchstrategie nach branchenfremden Innovationsbeiträgen entwickeln.

Eine ausführliche Darstellung des INNOWAVE-Ansatzes steht als PDF zur Verfügung. Dieser sowie weitere Wege zu mehr und besseren Innovationen durch Impulse von außen diskutieren internationale Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft am 5. April 2011 im Rahmen des Forums »Open Innovation – The next wave?« im Institutszentrum Stuttgart der Fraunhofer-Gesellschaft.

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Claudia Garád Fraunhofer-Institut

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