Sensibler Schutz vor Einklemmen

Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS und Autozulieferunternehmen entwickeln gemeinsam Schutzsysteme, um Verletzungen durch Autofenster oder Schiebedächer zu vermeiden. Vorgestellt werden sie vom 10. bis 12. Mai auf der Messe „Sensor 2005“ in Nürnberg.


Autofahrer freuen sich über den Komfort ihres neuen Wagens, sie können schnell das Fenster öffnen und nach dem Weg fragen oder bei den ersten Sonnenstrahlen das Verdeck ihres Cabrios automatisch öffnen. Nicht nur Großraumlimousinen, sondern auch Kleinwagen werden zunehmend mit automatisch verschließbaren Heckklappen und Schiebetüren ausgestattet. Weitere elektrisch betriebene Extras sind auf dem Vormarsch. Die Automatik kann jedoch riskant sein. Unbedacht den Fensterheber betätigt, fährt die Scheibe hoch und die Finger des Kleinen auf dem Rücksitz sind schon eingeklemmt. Schmerzhafte Quetschungen können die Folge sein, trotz Einklemmschutz, denn das Fenster stoppt erst, wenn es auf ein Hindernis stößt.

Bei gängigen Fensterhebern setzt sich auf Knopfdruck ein kleiner Motor in Bewegung um das Fenster zu schließen. Sensoren messen dabei den benötigten Strom, registrieren wenn sich der Motor übermäßig anstrengen muss und senden das Signal „sofort anhalten!“. Bessere Modelle senken das Fenster gleich wieder. Ein anderes Verfahren misst den Druck auf den Fenster- oder Türrahmen: Zwei feine Drähte in den Gummilippen werden zusammengedrückt, wenn der Druck ein bestimmtes Maß übersteigt.

„Diese Schutzsysteme reagieren jedoch erst dann, wenn schon etwas – vielleicht auch nur leicht – eingeklemmt ist. Ein weiterer Nachteil: der elektrische Antrieb des Fensterhebers kann nicht unterscheiden, ob die Scheibe schwergängiger ist, weil sie eingefroren ist oder weil ein Gegenstand im Weg ist,“ erläutert Hans Hauer vom Fraunhofer IIS.

Anders das berührungslos arbeitende Sicherheitssystem. Es stoppt die hochfahrende Scheibe, bevor ein Finger eingeklemmt ist. „Dieser neuartige Einklemmschutz, das Capacitive Anti-Finger Trap System CATS funktioniert berührungslos und dadurch schmerzfrei“, erklärt er weiter. „Wir haben ebenfalls einen Sensor in die Fensterdichtungen eingebaut, jedoch um diesen Sensor wird ein elektrisches Feld aufgebaut. Nähert sich eine Person dem Sensor mit der Hand, erkennt dieser die Kapazitätsänderung“, erläutert Hauer das Funktionsprinzip. Ein Delta-Sigma-Umsetzer, ein für Sensorauswertung häufig verwendetes Messverfahren, erfasst die Veränderung und setzt sie in ein digitales Signal um. Mithilfe einer ausgeklügelten Algorithmik entscheidet das Sicherheitssystem, ob nur eine Störung durch vorbeifahrende Autos, Spritzwasser oder andere Umwelteinflüsse vorliegt oder wirklich Gefahr besteht. Der Sensor ist so empfindlich, dass auch der Finger eines Kleinkinds rechtzeitig erkannt wird.

Um die Ausfallsicherheit zu erhöhen, kombinieren die Forscher berührungslose und taktile Schutzvorrichtungen. Der Sensoraufbau ist so gestaltet, dass beide Verfahren parallel betrieben werden können. Die Gefahr, etwas einzuklemmen und sich zu verletzen ist bei schweren Schiebetüren und Heckklappen erheblich höher, denn sie müssen mit mehr Kraft geschlossen werden. Schutzsysteme, die nur auf Berührung reagieren reichen hier nicht aus.

Gemeinsam mit der Firma Metzeler Automotive Profile Sys-tems, der Firma Micro-Epsilon und der Hirschmann Automotive entwickeln die Wissenschaftler den berührungslosen Einklemmschutz. Der Freistaat Bayern fördert das Projekt im Rahmen des Mikrosystemtechnik MST-Bayern Programms.

Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Hans Hauer
Telefon: 0 91 31 / 77 6-4 53, Fax: -4 99
johann.hauer@iis.fraunhofer.de

Media Contact

Dr. Johannes Ehrlenspiel idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Automotive

Die wissenschaftliche Automobilforschung untersucht Bereiche des Automobilbaues inklusive Kfz-Teile und -Zubehör als auch die Umweltrelevanz und Sicherheit der Produkte und Produktionsanlagen sowie Produktionsprozesse.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Automobil-Brennstoffzellen, Hybridtechnik, energiesparende Automobile, Russpartikelfilter, Motortechnik, Bremstechnik, Fahrsicherheit und Assistenzsysteme.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer