Landschaftspflege statt Monokultur

Potentieller Energieträger: Landschaftspflegegras von Streuobstflächen Foto Leible / ITAS

Biogas hat sich zu einem wichtigen Bestandteil der Energieerzeugung entwickelt. Zum Jahresende 2014 waren bundesweit rund 8000 Biogasanlagen in Betrieb. Als Rohstoff kommt insbesondere Silomais zum Einsatz. „Der weitere Zubau an Biogasanlagen stößt jedoch an Grenzen“, so Dr. Ludwig Leible, Experte für die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT.

Problematisch ist aus Sicht des Agrarwissenschaftlers vor allem die vom Bürger wahrgenommene „Vermaisung“ der Landschaft: Silomais für die Biogasproduktion belegt in zunehmendem Maße fruchtbare Ackerböden und wird aus ästhetischer Sicht als ein Verlust für unsere Kulturlandschaft bewertet.

“Auch aufgrund des damit einhergehenden hohen Düngungs- und Pflanzenschutzaufwands plädieren wir für eine Diversifizierung“, so der Agrarwissenschaftler. Landschaftspflegematerial könnte hier eine echte Alternative sein. Es ist vielerorts, beispielsweise auf Streuobstwiesen oder Naturschutzflächen, ohnehin vorhanden und leistet einen Beitrag zur Biodiversität und zur Auflockerung des Landschaftsbildes.

Im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) hat das ITAS in Kooperation mit der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim untersucht, ob Landschaftspflegegras zur Biogasproduktion geeignet ist und welche Mehrkosten damit verbunden sind.

Neben der techno-ökonomischen Analyse der gesamten Produktionskette – von der Ernte bis zur Verwendung in der Biogasanlage – waren hierfür vor allem verfahrenstechnische Untersuchungen zur mechanischen Substrataufbereitung und zu den erzielbaren Biogaserträgen nötig.

„Die Ergebnisse unserer Untersuchung“, so ITAS-Projektleiter Ludwig Leible, „stützen die Einschätzung, dass Landschaftspflegematerial für die Biogasproduktion geeignet ist“. Im Vergleich zu Silomais, der derzeit in Deutschland rund 55 % zur Biogasproduktion beiträgt, bestehen aber Wettbewerbsnachteile. Wie die Untersuchung zeigt, liegt dies zum einen an geringeren Hektarerträgen – für Ernte und Transport ist deshalb ein vergleichsweise hoher Arbeitszeitbedarf nötig – und an den geringeren spezifischen Biogaserträgen pro Tonne der organischen Trockensubstanz.

Zwei exemplarisch untersuchte Biogasanlagen in Baden-Württemberg, so rechnen die Wissenschaftler vor, müssten zur Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich eine Flächenprämie von rund 200 € pro Hektar erhalten, um 20 % des bisherigen Substrates durch Landschaftspflegegras zu ersetzen. „Dennoch“, so Leible, „plädieren wir für die Verwendung von Landschaftspflegematerial in Biogasanlagen, auch wenn dies zusätzlichen Förderungsbedarf nötig macht. Der damit geleistete Beitrag beispielsweise zum Erhalt von Streuobstwiesen oder generell zur Verbesserung des Landschaftsbildes sollte uns dies wert sein.“

Die Studie „Biogas aus Landschaftspflegegras – Möglichkeiten und Grenzen“ (Verlag KIT Scientific Publishing, Karlsruhe, Reihe „KIT Scientific Reports“, Nr. 7691) kann beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) angefordert werden. Darüber hinaus ist sie online verfügbar unter www.itas.kit.edu/pub/v/2015/leua15a.pdf.

Weiterer Kontakt:
Nils Ehrenberg, Presse, Pressereferent, Tel.: +49 721 608-48122, Fax: +49 721 608-45658, E-Mail: nils.ehrenberg@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbstständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemein-schaft. Seine Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Das Foto steht in druckfähiger Qualität auf www.kit.edu zum Download bereit und kann angefordert werden unter: presse@kit.edu oder +49 721 608-47414. Die Verwendung des Bildes ist ausschließlich in dem oben genannten Zusammenhang gestattet.

http://www.kit.edu/kit/pi_2015_052_landschaftspflege-statt-monokultur.php

Media Contact

Monika Landgraf Karlsruher Institut für Technologie

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer