Biologisch vielfältige Wälder lohnen sich auch im Klimaschutz

Bisherige Definitionen reduzieren Wälder meist auf Nutzungseigenschaften, wie etwa die Klimarahmenkonvention v.a. auf das Vermögen, CO2 zu speichern. Doch das kann auch eine Monokultur. Ursprüngliche Wälder sind vor allem Lebensräume für eine riesige Fülle von Organismen, deren Dienste der Mensch meist ebenfalls nutzt.

Biologische Vielfalt sollte die internationale Politik also als Messlatte auch im REDDplus-Programm festlegen, das Entwicklungsländer für die Erhaltung der Wälder entschädigen soll. Wie das sogar ökonomisch lukrativ wird, erforscht ein Freiburger Politologe. NeFo hat ihn interviewt.

Die Wälder der Erde bedecken heute mit vier Mrd. Hektar rund 30 Prozent der Landoberfläche der Erde. Vor 8000 Jahren war es noch doppelt so viel. Jedes Jahr werden 13 Mio. Hektar Wald gerodet, vor allem dort, wo es noch intakten Primärwald gibt. Nur noch 36 Prozent des weltweiten Waldbestandes kann noch als Primärwald bezeichnet werden. Dass die Nettosumme der jährlichen Entwaldung mit sieben Mio. Hektar beschrieben wird, liegt an massiven Aufforstungsmaßnahmen an anderer Stelle, die allerdings in der Regel nicht den gleichen Diversitätsgrad erreichen wie Primärwälder. So werden laut FAO (2006) zum Beispiel in China zur Zeit jedes Jahr rund vier Mio. Hektar aufgeforstet.

Am 18. Oktober treffen die Vertreter der 192 Mitgliedsstaaten des Übereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) im japanischen Nagoya zusammen, um über den künftigen Umgang mit Artenvielfalt und Ökosystemen zu entscheiden. Einige Entwicklungsländer haben im Vorfeld der 10. UN-Vertragsstaatenkonferenz zur biologischen Vielfalt angekündigt, den Strategischen Plan, bis 2020 den Schwund der Vielfalt zu stoppen, nur zu unterstützen, wenn die finanziellen Mittel dafür verhundertfacht würden. Die Industriestaaten verweisen auf krisenbedingt knappe Kassen. Woher also soll das Geld kommen? Eine mögliche Quelle wäre das Klimaschutzabkommen.

Die unverbindliche Zusage der UN-Vertragsstaaten, durch REDDplus (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation in Developing Countries) Entwicklungsländer durch Ausgleichszahlungen dabei zu unterstützen, ihre Emissionen zu reduzieren, wird als eine der wenigen Erfolge der Klimakonferenz in Kopenhagen bezeichnet. Biodiversitätsforscher warnen jedoch, dass eine solche ökonomische Inwertsetzung von Wäldern, die nur deren Leistung als Kohlenstoffspeicher misst, zu kurz greift. Denn nach der Definition der Klimarahmenkonvention ist auch eine Plantage ein Wald. Freiburger Forscher zeigen in einer neuen Studie, dass sich die Erhaltung von Primärwäldern mit viel höherer Vielfalt an Organismen auch unter Klimagesichtspunkten lohnen kann. Bei der Vergütung von Schutz- und Wiederaufforstungsmaßnahmen müsste ein hoher Diversitätsgrad, also so viele Arten wie möglich, die Definition für Wald sein. Doch solche Vereinbarungen scheitern bisher an organisatorischen Hürden. Für Vielfalt sieht sich die Klimarahmenkonvention bisher nicht zuständig. Welche Argumente es gibt, die Biodiversität doch in den REDDplus-Finanzierungsmechanismus aufzunehmen und damit Klimaschutz- und Biodiversitätsschutz zu verbinden, zeigen Dr. Till Pistorius von der Universität Freiburg und sein Team in einer in Kürze erscheinenden Studie.Im NeFo-Interview gibt der Forscher vorab schon ein paar Einblicke.

Das Interview finden Sie unter http://www.biodiversity.de/index.php?option=com_content&view=article&id=445&Itemid=355&lang=de

Kontakt:
Sebastian Tilch
Öffentlichkeitsarbeit Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Leipzig
Department Naturschutzforschung
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