Haftungsvermeidung und Korruptionsprävention: Auch im Mittelstand spielt Compliance eine Rolle

Das Center for Business Compliance & Integrity (CBCI) der Hochschule Konstanz hat in einer Studie erhoben, welcher Stellenwert Compliance in mittelständischen Unternehmen beigemessen wird, was die Motivation zur Beschäftigung mit dem Thema ist und wo die mittelstandsspezifischen Schwierigkeiten zu sehen sind.

Die Ergebnisse der quantitativen Erhebung als auch persönlicher Interviews sind in einer Publikation anschaulich dargestellt. Aussagen verschiedener Unternehmensvertreter verdeutlichen die Anforderungen und Herausforderungen authentisch.

Die Umfrageergebnisse gehen auf 60 schriftlich befragte Firmen mit einer Mitarbeiteranzahl von 500 bis 20 000 und 24 Interviews zurück. Darüber hinaus werden die Ergebnisse um die Erkenntnisse anderer Studien zu diesem Thema ergänzt, um eine Vergleichbarkeit herzustellen.

Die Studie stellt zunächst das Verständnis mittelständischer Unternehmen von Compliance dar, nämlich vor allem als Einhaltung gesetzlicher Anforderungen sowie interner Verhaltensstandards und Richtlinien. Die Hauptmotivation, Compliance-Programme zu installieren, sehen die Unternehmen vor allem in Haftungsvermeidung, Korruptionsprävention, Prävention von Wettbewerbs- und Vermögensdelikten und Reputationssteigerung.

„Neben der Vermeidung von Bestechung und Bestechlichkeit sind für bereits 65 Prozent der befragten Unternehmen Arbeits- und Sozialstandards wichtige Compliance-Themen“, sagt Prof. Dr. Stephan Grüninger, Direktor des CBCI. Den zunehmenden Fokus auf Themen jenseits der „Legal Compliance“, also der Einhaltung von Recht und Gesetz, zeige auch die hohe Bedeutung der Werte- und Unternehmenskultur, die für 78 Prozent der Befragten zu Compliance gehört.

„Bemerkenswert ist jedoch, dass für jedes dritte befragte Unternehmen die Kenntnis der relevanten Compliance-Regelungen und die Kenntnis der Anforderungen an ein Compliance-Management-System ein großes Problem darstellen“, betont Projektmanagerin Lisa Schöttl. Zur Umsetzung von Compliance gebe es viele Instrumente, die von den Befragten als sehr sinnvoll bewertet wurden (u.a. Schulungen und die Besprechung konkreter Fälle).

Dennoch würden diese in vielen der Unternehmen oftmals nicht umgesetzt. „Die Ergebnisse belegen, dass das Thema Compliance für mittelständische Unternehmen nicht mehr unbekannt ist, es aber zum Teil Herausforderungen mit sich bringt, die noch zu bewältigen sind“, sagt Schöttl. Als größte Herausforderung gilt die Verhinderung einer „Compliance-Bürokratie“, die Festlegung von Verantwortlichkeiten, aber auch mangelndes Verständnis der Mitarbeiter.

Da sich die Studie auch an Unternehmen richten soll, die bisher mit Compliance weniger vertraut sind, werden abschließend von den Interviewpartnern Empfehlungen bezüglich der ersten Schritte bei der Beschäftigung mit Compliance im eigenen Unternehmen gegeben. Als wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Compliance-Umsetzung wird übrigens von 97 Prozent der befragten Unternehmen das „Vorleben durch die Unternehmensleitung“ definiert.

hWeitere Informationen sind auf der Homepage des CBCI http://www.htwg-konstanz.de/Center-for-Business-Compliance.6288.0.html unter Mittelstandsstudie zu finden. Die Studie kann dort kostenlos angefordert werden.

Die Studie wurde in Form eines Webinars vorgestellt. Die Aufzeichnung ist zu sehen unter: http://youtu.be/J36lzO6j1EU

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Anja Wischer idw - Informationsdienst Wissenschaft

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