Öko-Landbau schützt vor Überschwemmung

Hochwasserschutz durch Entgegenwirken der Bodenverdichtung

Ökologischer Landbau kann die Folgen von Hochwasserschäden drastisch reduzieren. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde und des Institutes für Ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig. Nach jüngsten Untersuchungen sind besonders Regionen der großen Abflussgebiete besonders betroffen. Wie extrem sich Bodenversiegelung auf Hochwasserschäden auswirkt, hat Ewald Schnug von der FAL anhand von Beispielen erklärt.

„Sieht man von den Hochwasserschäden im Hochgebirge und in Tälern einmal ab, sind es die großen Abflussgebiete der Flüsse Rhein, Elbe und Oder, in denen sich die Überschwemmungen verheerend ausgewirkt haben“, so Schnug im Interview mit pressetext. Geringe Veränderungen wie eine Versiegelung des Bodens von nur einem halben Millimeter wirken sich katastrophal aus, hat der Wissenschaftler errechnet. Damit verändert sich nämlich die so genannte Infiltration, das ist die Versickerungsleistung von Böden, rapide. Das Team von Schnug und Gerold Rahmann haben errechnet, dass Bodenverdichtung und Verschlämmung zu einer Reduzierung der Infiltration landwirtschaftlich genutzter Böden führen. Auslösende Faktoren für diese „schleichende Versiegelung“ sind abnehmende Humusgehalte, abnehmende biologische Aktivität und zunehmende Verdichtungen durch zu hohe mechanische Bodenbelastung. Hohe Infiltrationsleistungen eines intakten Bodengefüges dagegen können die Intensität von Hochwasserereignissen vermindern.

Die Forscher haben nun die Zusammenhänge zwischen physikalischen, chemischen und biologischen Bodenparametern und der Infiltration auf unterschiedlichen Skalen errechnet. „Es wurde offensichtlich, dass eine pfluglose Bodenbearbeitung in konventionellen Betrieben deutlich zur Erhöhung der Infiltration beitragen kann“, so Schnug. Der Unterschied der Infiltrationsleitung zwischen einem konventionellen Feld und einem ökologisch bebautem ist fast doppelt so groß. „Durch günstigere Bedingungen erlaubt der Ökolandbau die Bildung von Bioporen, geschaffen durch die Aktivität von Bodenlebewesen, insbesondere von Regenwürmern. So leben etwa auf einem ökologisch bebautem Feld etwa sieben Mal so viele Regenwürmer als in einem konventionellem“, erklärt Schnug. „Durch den Anbau von mehrjährigem Ackerfutter und Zwischenfrüchten, sowie optimaler Zufuhr organischer Dünger ist der Humusgehalt in ökologisch bewirtschafteten Böden in der Regel höher als in konventionell bewirtschafteten Böden.“

„Vor dem Hintergrund der verheerenden Hochwasserereignisse, kann die Erhaltung einer standorttypischen hohen Infiltrationsrate durchaus als eine der wichtigsten, nicht durch Produktpreise entlohnte Leistung der Landwirtschaft angesehen werden“, meint Schnug. Als Ausgleich der Versiegelung von Böden in Städten, sollte ökologischer Landbau in die Nähe der Städte und damit der Märkte rücken. Eine Bewertung des Ökolandbaues nicht über die Produkte, sondern über den Bodenerhalt wäre nach Ansicht des Experten begrüßenswert. Die Förderung des ökologischen Landbaus ist daher auch als eine wirksame ökologische Ausgleichsmaßnahme für anthropogene Versiegelungen anzustreben.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.pb.fal.de

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