Multiple Sklerose: "Polizisten der Immunabwehr" im Gehirn wichtig für den Entzündungsverlauf

Aktuelle Veröffentlichung in „Nature Medicine“: Forscher weisen im Tiermodell erstmals die Bedeutung von hirneigenen Immunzellen für den Verlauf der Multiplen Sklerose nach.

Eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern aus Göttingen, Zürich, Köln und Berlin konnte im Tiermodell erstmalig nachweisen, das auch die Immunzellen im Gehirn entscheidend für den Verlauf der Krankheit Multiple Sklerose (MS) sein könnten. Bisher galten vor allem die Immunzellen des im Körper zirkulierenden Blutes als wichtig für die Enststehung der Entzündung im Hirn während der MS.

Über die Ergebnisse berichtet die Forschergruppe, an der unter anderem eine Göttinger Gruppe unter der Leitung von Privatdozent Dr. Marco Prinz, Abt. Neuropathologie des Bereichs-Humanmedizin – Universität Göttingen, beteiligt ist, in der Februarausgabe von Nature Medicine (Nat Med. 2005 Feb;11(2):146-52. Epub 2005 Jan 23. ).

Bei den hirneigenen immunkompetenten Zellen handelt es sich um Fresszellen oder so genannte Makrophagen. Diese hochsensiblen „Polizisten der Immunabwehr“ sind im ruhenden Zustand im Gehirn diffus verteilt und können dort jegliche Veränderungen bei verschiedensten Hirnerkrankungen erkennen. Wie diese Zellen reagieren und welche Funktion sie haben, konnte die Forschergruppe jetzt erstmalig am lebenden Organismus zeigen. Sie verwendeten dabei ein Tiermodell der MS. Bei der experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE) kann die Erkrankung durch die zusätzliche Gabe von Hirneiweißen hervorgerufen werden.

In Tierversuchen wurden die Fresszellen des Gehirns von den Forschern genetisch so verändert, dass es möglich wurde, sie gezielt „abzuschalten“. Das Ergebnis war überraschend und eindeutig: Die Tiere erkrankten weitaus weniger und zeigten kaum Entzündungsherde. Die Forscherinnen und Forscher schließen daraus, dass die hirneigenen Immunzellen eine wesentlich größere Rolle für den Verlauf der MS haben könnten als bisher angenommen. „Damit ergeben sich neue Ansätze für die Behandlungsmöglichkeiten der Multiplen Sklerose“, sagt der Göttinger Neuropathologe, Privatdozent Dr. Marco Prinz.
Da die Fresszellen auch bei anderen Hirnerkrankungen wie der Alzheimer- und der Parkinson-Erkrankung sowie allen entzündlichen ZNS-Erkrankungen vermehrt auftreten, wird es nun möglich sein, deren Rolle bei diesen Erkrankungen aufzuklären.

Die laufenden Kooperationen zwischen den Instituten in Zürich, Köln, Berlin und Göttingen werden diese Erkrankungen weiter untersuchen.

Weitere Informationen:

Privatdozent Dr. Marco Prinz
Abt. Neuropathologie
Bereich Humanmedizin – Universität Göttingen
Telefon 0551 39-14340
email: mprinz@med.uni-goettingen.de

Georg-August-Universität Göttingen – Bereich Humanmedizin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Stefan Weller
Robert-Koch-Str. 42 – 37075 Göttingen
Tel.: 0551/39 – 99 55 – Fax: 0551/39 – 99 57
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