Kontinente bewirken Hitzestau im Erdmantel

Kontinente wirken auf den Erdmantel wie eine Wärmedecke und beeinflussen die Bewegungen des flüssigen Gesteins, die sich in diesem vollziehen.

Das ergaben Berechnungen am Geoforschungszentrum GFZ, die auf dem bisherigen Wissen um die geophysikalische Struktur des Erdmantels sowie auf durch Messungen ermittelte Bewegungsraten der Kontinente an der Erdoberfläche beruht.

So wurde das erste mathematisch-physikalische Modell zur Beschreibung der Wechselwirkung zwischen konvektiven Bewegungen im Erdmantel und den Kontinenten erstellt. „Unsere Berechnungen sind ein Beitrag dazu, dass die Vorhersage der Kontinentalbewegungen realistischer wird“, so Studienautor Mikhail Kaban im pressetext-Interview. Als Ergebnis der Berechnungen wurde eine Weltkarte erstellt, die die Lage der Kontinente in hundert Millionen Jahren zeigt.

Ein neue Eigenschaft der Kontinente wurde im Rahmen der Forschung ersichtlich. „Ähnlich wie Wärmedecken verursachen die Kontinente einen Hitzestau im Erdmantel“, so Kaban. Dieser Hitzestau habe bei den ursprünglichen Superkontinente ein Auseinanderbrechen bewirkt und damit eine Umstrukturierung des Erdmantels herbeigerufen. Dieses selbst regulierende System sei derzeit im Gang und habe als Endpunkt wieder einen Superkontinenten. „Am heißesten ist die Erde derzeit unter Ostafrika, den westlichen Vereinigten Staaten, unter der Pazifikplatte sowie südlich von Südafrika“, so Kaban. Der nächste Kontinent, der aufgrund des Hitzestaus aufgeteilt werde, sei laut Berechnungen jedoch die Antarktis.

Dass die Kontinente wandern, behauptete erstmals vor knapp 100 Jahren Alfred Wegener, der aus ähnlichen Küstenverläufen und aus paläontologisch vergleichbaren Funden in Afrika und Südamerika auf die Existenz eines Urkontinents schloss, dessen Teile sich seit seines Auseinanderbrechens in Bewegung befinden. Forschungen der 50er und 60er Jahre bestätigten Wegeners Theorie und konnten zeigen, dass die enorme Hitze im Erdkern und Erdmantel ein wesentlicher Antriebsmechanismus der Platten ist. Das flüssig gewordene Gestein bewegt sich im Erdmantel in einem Massentransport, der mit der Bewegung heißen Wassers im Kochtopf vergleichbar ist.

Derzeit wandern die meisten Kontinente mit unterschiedlicher Geschwindigkeit südwärts. „Südamerika und Eurasien sind die sich am schnellsten bewegenden Kontinente. Sie verschieben sich mehrere Zentimeter pro Jahr“, erklärt Kaban. Bis die derzeitige physische Weltkarte umgezeichnet werden müsse, würden jedoch noch einige Millionen Jahre verstreichen. „Dann wird etwa Japan sich mit Eurasien vereinigen“, so die abschließende Prognose des Potsdamer Geophysikers.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.gfz-potsdam.de

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