Mehr Sicherheit für Medikamente

Ob Konsumgüter, Ersatzteile oder Medikamente – gefälschte Produkte verursachen enorme Umsatzverluste. Gefährlich wird es, wenn die Produktpiraten Medikamente kopieren. Den Medikamentkopien, welche den echten zum täuschen ähneln, fehlen meist wichtige Wirkstoffe, was drastische Folgen nach sich ziehen kann.

Deshalb versehen verantwortungsvolle Unternehmen ihre Medikamente mit einem Sicherheitssiegel. Das Siegel zeichnet sich durch Eigenschaften wie einen optischen Kippeffekt, bei dem sich die Farbe des Etiketts verändert, hohe farbliche Brillanz und besonders gute Maschinenlesbarkeit aus. Diese Eigenschaften stellen große Hürden für Produktpiraten auf.

Einen neuen Ansatz für die Fälschungssicherheit bei Sicherheitsetiketten haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart zusammen mit der zur november AG gehörenden identif GmbH aus Erlangen entwickelt. „Wir beschichten Kunststofffolien mit Fluor-Kohlenstoff-Nanoschichten, auf die dann die den Farbeffekt erzeugende Metallschicht aufgebracht wird“, erläutert Projektleiter Dr. Michael Haupt vom Fraunhofer IGB. „Der Vorteil: Die Grundeigenschaften des Materials bleiben erhalten, nur die Oberfläche der Folie wird durch die Nanobeschichtung für die Weiterverarbeitung optimiert.“

Dr. Christian Oehr, Abteilungsleiter am Fraunhofer IGB, erklärt: „Die Nanoschichten werden mittels Niederdruck-Plasmaverfahren aufgetragen. Dazu kommt das Etikett in die Vakuumkammer eines Plasmareaktors. Wir geben bei niedrigem Druck fluorhaltige Gase dazu. Zwischen zwei Elektroden wird anschließend das Plasma gezündet. Kommen weitere Gase dazu und passen die Parameter, bilden die Substanzen eine funktionale Nanoschicht auf den Oberflächen“. Anschließend bringt die identif GmbH eine sehr dünne Metallschicht auf. So entstehen hochspezifische brillante Farbeffekte auf den Oberflächen. Durch die zuvor aufgebrachte Fluor-Kohlenstoff-Schicht gibt es einen nur schwer kopierbaren Farbänderungseffekt. Zudem ist das Etikett besser maschinenlesbar.

Das Verfahren eignet sich nicht nur zur Beschichtung von Kunststofffolien. In einem weiteren Projekt mit CEROBEAR GmbH konnten die Fraunhofer-Forscher Wälzlager aus Keramik für das Space-Shuttle oder für den Motorsport mit den Nanoschichten ausstatten. Die Reibung der Wälzlager konnte hierdurch verringert werden. Ebenso kann das neue Plasmaverfahren bei Textilien und einer Vielzahl weiterer Materialien eingesetzt werden. Dabei lassen sich die Prozessparameter so einstellen, dass unterschiedliche Eigenschaften erreicht werden. Stoffe werden beispielsweise wasserundurchlässig oder Oberflächen wirken antibakteriell.

Die Fraunhofer-Wissenschaftler übertragen derzeit ihr Know-how an die verschiedenen Industriepartner. Auf der Messe K 2007, die vom 24. bis 31. Oktober in Düsseldorf stattfindet, zeigen die Wissenschaftler in Halle 3, Stand E 91 erste Prototypen der neu beschichteten Sicherheitsetiketten.

Media Contact

Dr. Claudia Vorbeck idw

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