Gefährliche Stoffe in Krankenhausabwässern

Im Unterschied zu häuslichen Abwässern sind Krankenhausabwässer hoch medikamentös belastet. Kommunalen Kläranlagen gelingt die Trennung der Schadstoffe vom Wasser meist nur zum Teil.

So gelangen zum Beispiel Arzneimittelrückstände wie Hormone in freie Gewässer. Ein weiteres Problem bereitet hier immer noch die unachtsame Beseitigung von Medikamentenresten über die Toilette, so Projektleiter Prof. Dr. Markus Röhricht von der Fachhochschule in Gießen.

Geringste Rückstände können dabei drastische Auswirkungen auf die Natur haben. So wurde festgestellt, dass Rückstände von Schmerzmitteln und Antibabypillen zu Missbildungen bei Jungfischen bzw. zur Verweiblichung der Fischbestände führen. Den Fachleuten der FH Gießen-Friedberg erscheint deshalb eine Abwasserbehandlung am Entstehungsort am sinnvollsten.

Gegenüber einer zentralen städtischen Abwasseranlage hat das dezentrale Konzept am Krankenhaus den Vorteil, die Schadstoffe in höherer Konzentration vorzufinden. Die Verdünnung würde in zentralen Anlagen durch das Beimischen von häuslichen Abwässern entstehen und den Reinigungsprozess erheblich erschweren. Die entsprechende Analytik der Spurenstoffe wird von einer Arbeitsgruppe der Justus-Liebig-Universität Gießen unter Leitung von Dr. Rolf Düring ausgeführt.

Der am Evangelischen Krankenhaus in Gießen aufgestellte Versuchscontainer wurde in Kooperation mit der EMW filtertechnik GmbH aus Diez in Rheinland-Pfalz und dem Anlagenbauer Aquadetox international aus Altmannshofen in Baden-Württemberg aufgebaut. Die EMW hat eigens für die biologische Abwasserreinigung ein spezielles Trägermaterial entwickelt. Dabei findet eine Fixierung von Mikroorganismen auf dem Trägermaterial vorab statt. Ziel dieser patentierten Voraktivierung ist die Bildung eines Biofilms, der im direkten Kontakt mit dem belastenden Abwasser die anfallenden Schadstoffe beseitigt, so EMW-Projektleiter Markus Bartel.

Im Rahmen des Forschungsprojektes untersucht die Fachhochschule Gießen-Friedberg unter Leitung von Prof. Röhricht zudem innovative Reinigungstechniken wie die UV-Oxidation oder die Nanofiltration. Wie akut die Thematik Abwasser in der heutigen Zeit ist, zeigt das erst kürzlich veranstaltete Welt-Wasser-Forum in Istanbul. Laut Prof. Röhricht betreibe man somit am Evangelischen Krankenhaus in Gießen zukunftsweisende Forschungsarbeit.

Media Contact

Erhard Jakobs idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer