Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis – Bayernweite "Koordinationsstelle für Muschelschutz" an der TU München

Am 1. Dezember 2008 wird ein Experte des Gewässer- und Artenschutzes seine eigens zu diesem Zweck geschaffene Stelle am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TUM antreten. Der Anspruch an ihn ist hoch, denn die neue Koordinationsstelle für Muschelschutz in Bayern will eine doppelte Brücke bauen: Zum Einen sollen die verschiedensten Forschungsprojekte des Bereichs vernetzt werden, zum Anderen soll das entstandene Wissen den Praktikern im Arten- und Gewässerschutz zugute kommen. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit unterstützt das Projekt in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt 495.000 Euro.

Der Grund für das Engagement des bayerischen Staates: Heimische Süßwassermuscheln wie die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) und die Bachmuschel (Unio crassus) zählen zu den akut vom Aussterben bedrohten Tierarten. Aufgrund der komplexen Entwicklungszyklen dieser Arten, die zunächst ein parasitäres Stadium an einem Wirtsfisch und dann eine „selbständige“ Phase im Gewässergrund durchleben, reagieren Muscheln auf Veränderungen ihres Lebensraumes besonders sensibel. Dadurch sind sie gute Indikatoren für die Funktionalität von Gewässerökosystemen. Kurz: Muschelschutz ist gleichzeitig Gewässerschutz.

Der Gewässerökologe Prof. Geist von der TUM forscht zum Beispiel an genetischen Beziehungen zwischen Muscheln und ihren Wirtsfischen und an den Ursachen der gestörten Reproduktion vieler Muschelpopulationen. Um solche und andere Ergebnisse der weltweiten Muschelforschung zu bündeln, vernetzt die neue Koordinationsstelle für Muschelschutz verschiedenste Universitäten rund um den Globus. Gleichzeitig versucht die Stelle, Anwendungsmöglichkeiten der Forschungsergebnisse im Artenschutz aufzuzeigen: Die neue Koordinationsstelle an der TUM dient somit auch als „wissenschaftlicher Berater“ der Behörden, zum Beispiel vor Bauvorhaben im Gewässerbereich.

Kontakt:
Prof. Dr.rer.nat. Jürgen Geist
Juniorprofessur für Funktionelle Aquatische Ökologie und Fischbiologie
Technische Universität München
85354 Freising
Tel: 08161 / 71 – 3767
E-Mail: geist@wzw.tum.de

Media Contact

Dr. Ulrich Marsch idw

Weitere Informationen:

http://www.wzw.tum.de/zpf/fisch/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer