Paradiesischer Lebensraum für die heimische Vogelwelt

Bis zu 66% mehr Brutvogelarten auf mehrjährigen Buntbrachen als auf üblichen landwirtschaftlichen Nutzflächen nachgewiesen.

Über 50% der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Somit prägen die Landwirte den Lebensraum vieler Vogelarten, insbesondere der Feldvögel maßgeblich. In ganz Europa leiden Kiebitz, Feldlerche, Rebhuhn und Co. an dramatischen Bestandsrückgängen. Heute stehen 65% aller Vogelarten der Agrarlandschaften auf der Roten Liste der bedrohten Brutvögel Deutschlands und hält mit steigender Tendenz unvermindert an.

Um diesem negativen Trend entgegenzuwirken, startete 2003 das Projekt „Lebensraum Brache“. Durch die Ansaat strukturreicher Buntbrachen auf mittlerweile über 2.600 Hektar landwirtschaftlichen Stilllegungsflächen sind viele attraktive Brut- und Nahrungs-räume für Feldlerchen, Neuntöter und Wachtelkönig in den bayerischen und hessischen Untersuchungsgebieten und darüber hinaus geschaffen worden. Die ersten Erfolge stellen sich ein. Im Durch-schnitt zählten die Vogelkundler auf den Buntbrachen bis zu 66% mehr Brutvogelarten als auf üblichen landwirtschaftlichen Nutzflächen. Sowohl die hohen Anzahl von Brutvogelarten als auch die Tatsache, dass auf den Buntbrachen bis zu 6 mal mehr Tiere ihre Brut durchführten als auf anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen, zeigen deutlich, dass Buntbrachen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieser betroffenen Arten leisten.

Der Erfolg begründet sich zum einen in der Bereitstellung geeigneter Lebensräume, die durch vielfältige Ansaaten aus einem breiten Spektrum an Pflanzenarten gestaltet wurden und zum anderem in der mehrjährigen Ungestörtheit dieser Flächen.

Die Ergebnisse aus dem Projekt „Lebensraum Brache“ weisen darauf hin, dass solche Ackerbrachen ganzjährig von besonderer Bedeutung für die heimische Vogelwelt sind. Im Frühjahr und Sommer brüten hier zahlreiche Vogelarten und in den kargen winterli-chen Agrarlandschaften bereichern diese Flächen nicht nur das Nahrungsangebot der Feldvögel, sondern auch vieler anderer Wild-tiere.
Der häufigste Brutvogel auf den untersuchten Buntbrachen ist die Feldlerche, der Charaktervogel der Agrarlandschaft schlechthin. Da ihr Körper zu schwer ist, um effizient auf den Pflanzen nach Nahrung zu suchen, benötigt diese Vogelart lockere Pflanzenbestände. Hier kann sie auf dem Boden umherhüpfend nach Nahrung suchen. Darüber hinaus ist bemerkenswert, dass der Baumpieper vermehrt in diese Bracheflächen einwandert und dort von exponierten Warten zu seinem charakteristischen Singflug aufsteigt. Um sich wohl zufühlen benötigt der Baumpieper viel Licht, Singwarten, offene Stellen und Nistmöglichkeiten am Boden. Ebenfalls haben inzwischen die Dorngrasmücken die wildtierfreundlich be-grünten Ackerbrachen als Lebensraum erschlossen – sie finden in diesen Ersatzstrukturen für fehlende Hecken und Gebüsche.

Aber nicht nur Brutvögel profitieren, sondern auch Nahrungsgäste und Vögel auf dem Durchzug. So nutzen im Winter die Raubwürger überstehende Sonnenblumen als Jagdwarten. Andere Nah-rungsgäste, wie Rohr- und Wiesenweihe, Turmfalke und des Nachts die Schleiereule sind regelmäßig über den Brachflächen zu beobachten. Darüber hinaus bereichern vor allem in den Wintermonaten die Samen der unterschiedlichen Pflanzenarten den Speiseplan vieler Vogelarten. Bei den Finkenvögeln und Meisen sind besonders die Sonnenblumenkerne beliebt.

Media Contact

Sven Holst idw

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