Labor: Kunststoff beeinflusst Testergebnisse

Angst vor einer Chemikalie, die aus manchen Kunststoffen austreten kann, hat viele Konsumenten dazu gebracht, keine wieder verwendbaren Plastikflaschen mehr zu benutzen.

Jetzt denken auch Wissenschaftler ernsthaft darüber nach, ihre Reagenzröhrchen aus Plastik nicht mehr einzusetzen. Eine Studie von Wissenschaftlern der University of Alberta ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bestandteile von kommerziellen Röhrchen, wie sie weltweit in Laboren eingesetzt werden, einige biologische Reaktionen blockieren können. Die Folge davon könnten falsche Schlussfolgerungen zum Beispiel über die Wirksamkeit eines Medikaments sein. Details der Studie wurden in Science veröffentlicht.

Laut dem Biochemiker Andrew Holt ist bereits Wasser ausreichend, um diese Chemikalien aus den Teströhrchen auszuwaschen. Die Wissenschaftler kamen diesem Phänomen auf die Spur als sie ein Medikament gegen Parkinson testeten. Diese Forschungsergebnisse geben laut Holt Berichten von Wissenschaftlern Gewicht, die meinten, dass das Plastik die Ergebnisse von manchen Experimenten beeinflusst habe. „Den Menschen scheint bewusst zu sein, dass Kunststoffe problematisch sein können. Bemerkenswert ist aber, dass niemand getan hat, wozu wir dann gezwungen waren.“

Nachdem das Team bemerkt hatte, dass die Messungen des Enzyms MAO-B mehr als außergewöhnlich waren, versuchten die Wissenschaftler, die Ursachen dafür zu ermitteln. Die wahrscheinlichsten Schuldigen waren die Plastikröhrchen, die in der Mikrozentrifuge eingesetzt wurden. Das Wasser, das sich bei mehreren Herstellern in den Röhrchen findet, führte zu einer rund 40-prozentigen Blockierung des Enzyms. Als die Bestandteile des Wassers untersucht wurden, fanden sich Spuren einer antimikrobiellen Substanz und einer Chemikalie, die verhindert, dass das Wasser sich am Plastik festsetzt. Beide wurde von den Herstellern absichtlich hinzugefügt. Auch die Plastikspitzen der Pipetten setzten Chemikalien frei, die biologische Reaktionen blockierten. Chemikalien, die aus den eingesetzten Kunststoffplatten austraten, machten das Enzym jedoch aktiver.

Holt ist laut New Scientist davon überzeugt, dass diese chemischen Reaktionen die Ergebnisse von Experimenten so sehr verfälschen können, dass es entscheidende Auswirkungen auf die Forschung geben kann. Viele der derzeit im Umlauf befindlichen Daten dürften seiner Meinung nach in irgendeiner Weise beeinflusst worden sein. Bisher ist es dem Wissenschaftler noch nicht gelungen, Studien mit falschen Daten oder falschen Schlussfolgerungen zu identifizieren. Er glaubt dennoch, dass durch den Einsatz dieser Kunststoff-Produkte viel Zeit und viel Geld verschwendet worden ist.

Als Holt erstmals auf die möglichen Probleme aufmerksam wurde, kontaktierte er Sarstedt, einen Hersteller von Plastikspitzen von Pipetten. Dem Unternehmen gelang es in der Folge jedoch nicht, diese Forschungsergebnisse zu wiederholen. Holt geht davon aus, dass die Experimente nicht mit den gleichen Standards durchgeführt worden seien. Außerdem habe er seit einem Jahr nichts mehr von dem Unternehmen gehört.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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