Unternehmensbesteuerung im weltweiten Vergleich – Staaten machen langsame Reformfortschritte

Die steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen haben sich 2007 zwar verbessert, komplizierte Steuersysteme und Verwaltungsabläufe bleiben aber in vielen Ländern ein Investitionshindernis. So zahlen Unternehmen in den meisten Staaten der Welt nach wie vor mehr Steuern, als sich aus den nominalen Gewinn- und Körperschaftsteuersätzen ablesen lässt.

Von sämtlichen Steuern und Abgaben, die Unternehmen an den Staat abführen, stammen nur 37 Prozent aus der Besteuerung von Gewinnen, wie aus der Studie „Paying Taxes 2008“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und der Weltbank hervor geht. Den Großteil der Steuerlast machen Sozialabgaben, Vermögenssteuern, Umweltsteuern und andere Abgaben aus. Hinzu kommen erhebliche Verwaltungsaufwendungen, die mit der Erstellung der Steuererklärung und der Begleichung der Steuerschuld verbunden sind.

„Die meisten Staaten haben verstanden, dass niedrige Steuersätze und einfache Steuergesetze mehr Investitionen und damit letztlich höhere Steuereinnahmen bringen. Auch wenn schnellere Reformen wünschenswert wären, sind die Rahmenbedingungen per Saldo besser geworden. Im vergangenen Jahr haben immerhin 31 Länder ihre Steuersysteme vereinfacht oder die Steuersätze gesenkt, während lediglich in sieben Staaten Verschlechterungen zu verzeichnen waren“, kommentiert PwC-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dieter Endres.

Für die Studie wurden die Steuersysteme von 178 Ländern analysiert. Zur Berechnung der „Total Tax Rate“ wurden sämtliche Steuern und Abgaben erfasst, die von einem Unternehmen tatsächlich zu zahlen sind. Dabei wurde ein für alle Staaten einheitliches, repräsentatives Modellunternehmen mit einer vorgegebenen Gewinnentwicklung zu Grunde gelegt. Zudem wurde erhoben, wie viel Zeit Unternehmen für die Steuererklärung benötigen und wie viele Einzelsteuern sie jährlich zu entrichten haben.

Deutschland im Mittelfeld

In Deutschland liegt die effektive Steuerbelastung der Unternehmen bei knapp 51 Prozent des Bruttogewinns. Damit liegt Deutschland im Vergleich der G8-Staaten im Mittelfeld. Deutlich niedriger ist die „Total Tax Rate“ im Vereinigten Königreich (35,7 Prozent), während Frankreich (66,3 Prozent) und Italien (76,2 Prozent) Unternehmen erheblich stärker belasten als Deutschland.

Die weltweit niedrigsten effektiven Steuersätze haben Steueroasen wie Vanuatu (8,4 Prozent) oder die Malediven (9,1 Prozent), während am oberen Ende der Skala die afrikanischen Staaten Gambia (286,7 Prozent), Burundi (278,7 Prozent) und Sierra Leone (233,5 Prozent) stehen.

Hohes Reformtempo in Osteuropa

Seit 2005 gab es weltweit 90 Steuerreformen in 65 Ländern. Neben einer Senkung der Steuersätze beinhalteten die Änderungen die Zusammenlegung verschiedener Steuern, die Einführung elektronischer Steuererklärungen und sonstige administrative Vereinfachungen. Mit 31 Änderungen am Steuersystem zeigten sich die Staaten in Osteuropa und Zentralasien besonders reformfreudig.

Auch wenn die Unternehmensteuersätze in dieser Region, insbesondere in Bulgarien und der Türkei, dank der Reformen gesunken sind, besteht bei der Vereinfachung der Steuerverwaltung Nachholbedarf. In Polen beispielsweise versickern über 2,6 Prozent der Steuereinnahmen in der Steuerverwaltung, während in Schweden die Verwaltungsaufwendungen nur 0,6 Prozent der Einnahmen ausmachen.

56 Tage für die Bürokratie

Die Ermittlung der Abgaben- und Steuerlast kostet Unternehmen im weltweiten Durchschnitt 56 Arbeitstage. In Deutschland benötigen Unternehmen 196 Stunden – allein die Begleichung der Sozialabgaben erfordert 123 Stunden. Die Bearbeitung der Umsatzsteuer, die in den Unternehmen nur ein durchlaufender Posten ist, nimmt 43 Stunden in Anspruch. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland beim Zeitaufwand im oberen Mittelfeld (Rang 65).

Bemerkenswert sind die erheblichen Unterschiede innerhalb der EU. Während die Verwaltung von Steuern und Abgaben in Irland nur knapp 80 Stunden und in Luxemburg noch nicht einmal 60 Stunden pro Jahr in Anspruch nimmt, müssen sich Unternehmen in Tschechien 930 Stunden mit Steuern und Abgaben befassen. Hier entfallen allein auf die Ermittlung und Begleichung der Umsatzsteuer 360 Stunden pro Jahr.

Wie unterschiedlich die Steuersysteme im europäischen Binnenmarkt sind, zeigt der Vergleich der pro Jahr zu berücksichtigenden Steuertermine. Während in Schweden nur zwei Zahlungen jährlich fällig sind, müssen Unternehmen in Frankreich 23 Termine und in Rumänien sogar 96 Termine beachten. In Deutschland fallen 16 Zahlungen an.

Das gemessen am Zeitaufwand aufwändigste Steuer- und Abgabensystem leistet sich weltweit Brasilien. Zur Bewältigung der gesetzlichen Verpflichtungen müssen Unternehmen hier 2.600 Stunden einplanen. Hierfür benötigen Unternehmen mit Sitz auf den Malediven nicht einmal eine Stunde pro Jahr.

Die Studie „Paying Taxes 2008: The global Picture“ können Sie bei angegebenem Pressekontakt bestellen.

Weitere Informationen erhalten Sie bei:

Prof. Dr. Dieter Endres PricewaterhouseCoopers AG WPG Mitglied des Vorstands, Leiter des Bereichs Tax Tel.: 069 – 9585 6459 dieter.endres@de.pwc.com

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).

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