Grenzenloser Zahlungsverkehr wird für Banken teuer

SEPA kommt 2008

Die für 2008 geplante Einführung des paneuropäischen Zahlungsverfahren SEPA (Single Euro Payments Area) wird Umstellungskosten in der Höhe von mehreren Mrd. Euro verursachen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Boston Consulting Group (BCG). Während die Investitionskosten der europäischen Banken in der ersten Phase der Umsetzung rund 500 Mio. Euro betragen, werden bis zum angepeilten Ende des Umstellungszeitraums im Jahr 2010 Mehrkosten von bis zu fünf Mrd. Euro anfallen, prophezeit die BCG.

Während die BCG-Analysten die erste Phase der Einführung begrüßen, weil „der unmittelbare Nutzen der Maßnahme für den Kunden konkret spürbar ist“, wird das rigorose Festhalten am Abschluss der Umstellung bis 2010 durch die Europäische Zentralbank kritisch bewertet. Niclas Storz, BCG-Analyst und Koautor der Studie, glaubt, dass im Interesse aller Marktteilnehmer die SEPA-Umsetzung weitestgehend den Marktkräften überlassen werden solle, wenngleich der Gesetzgeber dabei flankierend zur Seite stehen könne. Storz rät Banken zu einer klaren Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse und zu einer intelligenten Steuerung von Investitionen in die Infrastruktur: „Es sind immer noch die Kunden, die über Erfolg oder Misserfolg der Banken im Zahlungsverkehr entscheiden“.

„Natürlich kostet die SEPA-Umstellung eine Menge Geld. Gleichzeitig muss man aber auch die Chancen sehen, die sich im Sinne des europäischen Binnenmarkts dadurch eröffnen“, bewertet Andreas Goralczyk, Direktor des Bundesverbands deutscher Banken (BDB), im Gespräch mit pressetext das Großvorhaben überwiegend positiv. Die Vereinheitlichung der Bankeninfrastruktur von 25 verschiedenen Ländern stelle naturgemäß eine enorme Herausforderung dar. „Klar ist, dass 'SEPA' nur funktioniert, wenn alle Beteiligten das neue Verfahren akzeptieren und das Ihrige zur Vereinheitlichung der gesamteuropäischen Infrastruktur beitragen“, meint Goralczyk.

Über die tatsächlich zu erwartenden Kosten der Umstellung herrscht weiterhin Unklarheit. Während die BCG-Studie rund fünf Mrd. Euro für die zweite Phase der Umsetzung voraussagt, kommt eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Studie der Beraterfirma Steria Mummert Consulting in ihrer Schätzung gar auf Umstellungskosten in zweistelliger Milliardenhöhe. „Genaue Zahlen liegen uns nicht vor. Da aber die SEPA-Einführung ein komplexes Infrastruktur-Projekt ist, mit Auswirkungen auf die gesamte Prozesskette im Zahlungsverkehr, und mit der SEPA-Lastschrift ein völlig neues Verfahren eingeführt wird, halten wir Kostenvergleiche mit der Euro-Einführung durchaus für realistisch“, kommentiert BDB-Direktor Goralczyk gegenüber pressetext die Schätzungen.

Um etwas Licht ins Dunkel hinsichtlich der wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen der Kreditinstitute während der SEPA-Umstellung zu bringen, veranstaltet das Euroforum http://www.euroforum.de von 3. bis 5. Juli 2006 in Wiesbaden eine dreitägige Konferenz, an der neben Goralczyk eine Reihe anderer namhafter Experten zu Wort kommen sollen.

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Martin Stepanek pressetext.deutschland

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