Rauchen und Lupus

Die Krankheitsentstehung des systemischen Lupus erythematodes (SLE) ist bisher nur teilweise verstanden. Man geht – wie bei vielen anderen Krankheiten auch – von einem multifaktoriellen Geschehen aus, an dem sowohl endogene als auch exogene Faktoren beteiligt sind wie z. B. Defekte des Immunsystems oder UV-Strahlen.

Die ersten Arbeiten zu einem möglichen Zusammenhang zwischen SLE und Rauchen waren von der Hypothese geleitet, dass Rauchen das Immunsystem unterdrücken könnte. Dies konnte nicht nachgewiesen werden. Allerdings wurde festgestellt, dass Lupuspatienten deutlich häufiger rauchen als Gesunde.

Studien aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichem ethnischem Hintergrund zeigen einheitlich, dass das Rauchen die Entwicklung eines SLE begünstigt. Dies gilt nur für das Rauchen bei Krankheitsausbruch. Für Ex-Raucher war das Erkrankungsrisiko nur in einer Studie erhöht. Die Ergebnisse von insgesamt neun Studien wurden in einer Metaanalyse zusammenfassend bewertet. Insgesamt ergab sich, dass Raucher ein 1,5fach höheres Risiko haben, an SLE zu erkranken (Konfidenzintervall 95 %, 1,09 bis 2,08).

Neben diesem Beitrag des Rauchens zur Krankheitsauslösung werden immer wieder auch Einflüsse des Rauchens auf den Schweregrad eines Lupus beschrieben. So wird das Rauchen mit avaskulären Knochennekrosen, Frakturen, Lungenfibrose, pulmonaler Hypertonie und beschleunigter terminaler Niereninsuffizienz bei Vorliegen einer Nierenbeteiligung in Verbindung gebracht. Einige dieser Zusammenhänge lassen sich am ehesten durch die Kumulation von Risikofaktoren, z. B. bei Lungenmanifestationen und Gefäßprozessen, erklären. Ähnliche Prozesse könnten auch für die beschleunigte Arteriosklerose und das häufige Versterben an kardiovaskulären Ereignissen bei Lupuspatienten verantwortlich sein, die sich in der Düsseldorfer Arteriosklerosekohorte zeigten.

Eine aktuelle Studie belegt, dass Rauchen das Risiko für eine venöse Thrombose mindestens genauso deutlich erhöht wie der Nachweis von Lupus anticoagulans.

In der LuLa-Studie der Lupus erythematodes Selbsthilfegemeinschaft Deutschland ist der Schmerzmittelverbrauch unter Rauchern signifikant höher. Raucher nehmen auch vermehrt Psychopharmaka und geben häufiger an, an psychischen Erkrankungen zu leiden. Raucher hatten in dieser Studie mehr vernarbende Hautveränderungen als Nichtraucher. Sie wurden häufiger mit Antimalariamitteln behandelt, die aber bei ihnen weniger wirksam waren.

Insgesamt liegen somit Belege für den negativen Einfluss des Rauchens sowohl auf die Entstehung als auch den Verlauf und die Prognose des systemischen Autoimmunerkrankungs-Lupus erythematodes vor. Dies sollte bei der ärztlichen Beratung der Betroffenen intensiver berücksichtigt werden.

Media Contact

Matthias Schneider Rheumazentrum Düsseldorf

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http://www.rheuma-online.de

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