Internationaler Terrorismus – Globale Auswirkungen auf die psychische Gesundheit?

Eine Forschergruppe um Prof. Wulf Rössler von der Universität Zürich hat in einer Studie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich untersucht, ob Auswirkungen des internationalen Terrorismus auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung nachweisbar sind. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience“ (Nr. 254, S. 330ff) veröffentlicht.

Der 11. September 2001 hat die Welt entscheidend verändert: terroristische Anschläge sind zur ständigen Gefahr geworden, sind Schwerpunkt in den Medien und prägen die internationale Politik – wie dies jüngst das Geiseldrama von Beslan auf tragische Weise wieder zeigte. Die globalen Folgen des internationalen Terrorismus sind vielfach diskutiert worden. Sicherheitsfragen und wirtschaftliche Auswirkungen wie in der Luftfahrt und im Fremdenverkehr stehen dabei im Mittelpunkt.

Wie aber wirken sich internationale Terrorakte auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung aus? Dass terroristische Anschläge weit über den Ort des Geschehens hinaus den Alltag der Menschen beeinträchtigen, ist unbestritten. Amerikanische Studien haben gezeigt, dass auch bei Unbeteiligten durch Terror ausgelöste Emotionen wie Trauer, Wut, Angst und Unsicherheit das Risiko verstärken können, eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Am Beispiel der Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 sowie des Amoklaufs im Zuger Kantonalparlament am 27. September 2001 untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, ob sich diese beiden Terrorakte auf den stationären psychiatrischen Behandlungsbedarf im Kanton Zürich, dem einzigen Kanton, der über ein psychiatrisches Fallregister verfügt, ausgewirkt haben. Obwohl die Studie zeigt, dass im Kanton Zürich keine Zunahme der stationären Aufnahmen zu verzeichnen war, heisst dies nicht, dass es keinerlei Auswirkungen auf die psychische Gesundheit gegeben hat. Offensichtlich bleiben die psychologischen Folgen von Terrorakten bei nicht Beteiligten in der Regel auf Stressbelastungen beschränkt, die nicht die Schwelle zur psychischen Erkrankung übersteigen. Schwere psychische Erkrankungen jedoch, die der Behandlung in einer psychiatrischen Klinik bedürfen, werden, dies zeigt die Studie deutlich, nicht von terroristischen Anschlägen sowie der Terrorberichterstattung in den Medien beeinträchtigt.

Media Contact

Katharina Furrer idw

Weitere Informationen:

http://www.unizh.ch/

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