Zunahme bei den Behandlungen wegen problematischen Cannabiskonsums

Zum Weltdrogentag am 26.06.2004 veröffentlichte das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung eine Studie über „Cannabisbezogene Störungen – Umfang, Behandlungsbedarf und Behandlungsangebot in Deutschland“.

Der Cannabiskonsum hat in den letzten Jahren in Deutschland stark zugenommen. Über 9 Mio. Menschen haben Erfahrung mit Cannabis, fast 400.000 weisen einen missbräuchlichen oder abhängigen Konsum auf. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen hat die Verbreitung von Cannabis zwischen 1992 und 2002 auf das 2,7fache zugenommen. Zugleich hat sich die Behandlungsnachfrage durch Personen mit cannabisbezogenen Störungen überproportional stark erhöht. Die heute veröffentlichte Studie verzeichnet eine Zunahme in den erfassten ambulanten Beratungsstellen auf fast das 6fache von 2.561 Fällen im Jahr 1992 auf 14.714 Fälle im Jahr 2001.

Dazu erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk: „Die Studie zeigt eine besorgniserregende Tendenz auf – immer mehr Menschen suchen heute wegen cannabisbezogener Störungen eine Beratungsstelle auf. Cannabis ist bei uns auf dem Vormarsch, wie fast überall in Europa. Cannabiskonsum darf weder bagatellisiert noch dramatisiert werden. Es hängt vom Einzelfall ab, da die Konsummuster sehr unterschiedlich sind. Die große Mehrheit der Konsumenten belässt es bei einem bloßen Probier- oder Experimentierkonsum und beendet den Konsum wieder. Gleichzeitig wächst aber der Anteil der Konsumenten, die durch einen regelmäßigen und starken Cannabisgebrauch unter ernsthaften Störungen bis hin zur Abhängigkeit leiden. Diese Tendenz ist alarmierend.“

Cannabisbezogene Störungen können von Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten über Beeinträchtigungen der Reaktionsgeschwindigkeit und des Urteilsvermögens bis hin zu Depressionen, Phobien und Abhängigkeit reichen. Cannabiskonsum wird auch als Auslöser oder Verursacher schizophrener Störungen diskutiert. Betroffen sind vor allem junge Männer: Der typische Cannabisklient einer ambulanten Beratungsstelle ist männlich, zwischen 18 und 24 Jahren alt und befindet sich noch in der Schul- oder Berufsausbildung. Die Studie belegt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und sozialen Anpassungsproblemen bzw. Schwierigkeiten in Schule und Ausbildung. „Cannabis wirkt oft als Verstärker von Problemen, die die Jugendlichen durch den Konsum lösen oder vergessen wollen“, fasst Marion Caspers-Merk zusammen.

Die heute veröffentlichte Studie besagt, dass 44 % der Cannabisklienten mit ihrer Betreuung sehr zufrieden sind und die Kompetenz der therapeutischen Mitarbeiter insgesamt als sehr hoch einschätzen.

„Das Motto des diesjährigen Weltdrogentages ,Treatment Works‘ gilt auch für Cannabiskonsumenten: Cannabisbezogene Störungen können mit Erfolg behandelt werden. Wichtig ist, dass das Behandlungsangebot weiter verbessert und gezielter auf die jungen Cannabiskonsumenten ausgerichtet wird. Für die Bundesregierung ist die Weiterentwicklung der Beratungsangebote für Cannabiskonsumenten ein sehr wichtiges Anliegen. Im letzten Jahr wurde das Bundesmodellprojekt ,FreD‘ (Frühintervention für erstauffällige Drogenkonsumenten) mit Erfolg abgeschlossen. Ferner beteiligt sich Deutschland zusammen mit vier anderen europäischen Staaten an einem Forschungsprojekt zur Behandlung von cannabisabhängigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie an einem binationalen Projekt mit der Schweiz zur Kurzintervention bei Cannabisstörungen“, so Marion Caspers-Merk.

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BMGS

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